Die Wende/Umkehr
Dem Aufruf Jesu „ Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes
und seiner Gerechtigkeit“ (nächste Seite),ist zur Erinnerung
an die dramatischen Veränderungen, die sich 1989 in
Deutschland abspielten, und zur Ehre Gottes, eine
Anmerkung über die Umkehr oder „Wende“ vorangestellt.
Johannes der Täufer und dann Jesus von Nazareth begannen ihre Botschaft mit dem Aufruf zur Umkehr, die man auch mit Sinnesänderung umschreiben könnte. Zuerst die eigene Wende oder Umkehr in Herz und Sinn, alles andere wirkt dann der, den Jesus vertrauensvoll Abba, lieber Vater, nannte. Dies ist der Unterschied zum weltlichen, irdischen Sinn im Menschen, der nur den eigenen Kräften vertrauend, hauptsächlich von Eigeninteresse bewegt, denkt und handelt.
Die ungeheure Bewegung von nach Frieden und Gerechtigkeit dürstenden Menschen, wie sie mit den Montagsdemonstrationen in Leipzig https://www.nikolaikirche.de/friedensgebet/9-oktober/() ihren Anfang nahm, begann klein, aber gewiss im Glauben auch an die
Worte Jesu:„ Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ oder „Kehrt um, denn das Reich Gottes ist mitten unter Euch!“
Das Vertrauen, der im Verhältnis wenigen Menschen, die zum Teil schon seit Jahren in Leipzig eine Gemeinschaft im Glauben gebildet haben, hat Gott für viele sichtbar, und zu seiner Ehre, bestätigt.
Unabhängig von äußeren Veränderungen, kann seitdem die christliche Botschaft in diesem Teil Deutschlands ebenfalls frei verkündet werden.
Albert Schweitzer, dessen Lebenswerk nicht ohne seinen Glauben gewürdigt werden kann, drückte den ursächlichen Zusammenhang solcher Veränderungen so aus:
„Alle miteinander meinen sie, dass aus neuen Institutionen auch ein neuer Geist käme. In diesem furchtbaren Irren sind nicht nur die Gedankenlosen, sondern auch viele der Ernstesten unter uns
befangen. Der Materialismus unserer Zeit kehrt das Verhältnis zwischen dem Geistigen und dem Wirklichen um. Er meint, ein geistig Wertvolles könne sich als Wirkung von Tatsachen ergeben. Wurde doch
sogar vom Kriege erwartet, dass er uns geistig regeneriere!“ (….. und der Kommunismus ohne Gott dauerhaft die Welt verbessern würde) „In Wahrheit aber funktioniert das Verhältnis nur im dem
umgekehrten Sinne. Ein vorhandenes wertvolles Geistiges kann zweckmäßig auf die Gestaltung der Wirklichkeit einwirken und so Tatsachen hervorbringen, die wertvolles geistiges Leben unterhalten. Alle
Institutionen und Organisationen haben nur eine relative Bedeutung“. (aus Gesammelte Werke, vom Niedergang der Kultur …………), und weiter:
„Der unnatürlichen Verbreitung von Ideen (Presse, Propaganda, Organisationen und Macht- und Geldmittel) hat sich die natürliche entgegenzusetzen, die von Mensch zu Mensch geht und nur mit der
Wahrheit des Gedankens und der Empfänglichkeit für die Wahrheit rechnet“.
Die Wende, die Umkehr des Einzelnen muss am Anfang stehen. Ein Irrtum wäre es aber, die Verkündigung Jesu deshalb als politische Botschaft zu sehen. Sie ist vor allem der Ruf, aus einer inneren
Versöhnung mit Gott eine persönliche Beziehung zu IHM aufzunehmen. Diese Beziehung ist es, die innerlich frei macht, eine nicht versiegende Kraftquelle, die nicht von äußeren, persönlichen oder
politischen Verhältnissen abhängig ist.
Die Wiedervereinigung des deutschen Volkes war für gläubige Menschen unzweifelhaft eine außerordentliche Geistesgabe Gottes.
Gerhard Tersteegen beschrieb ( prophetisch ) das Zustandekommen solcher Wirkungen wie folgt:
"Die jetzige Zeit deucht mich als eine Zeit der gnädigen Heimsuchung Gottes. Jesus ist zwar allezeit willig und bereit, das Verlorene zu suchen und selig zu machen. Und unsere Zeit: zu kommen, ist
auch allezeit. Darüber hinaus aber schenkt auch der Herr dem Menschen gnädige Tage, Tage der Heimsuchung, worin er ein Land, einen Ort oder einen Menschen auf eine nachdrücklichere und sonderbare
Weise umscheint, rührt, bewegt und aufmerksam macht und gleichsam mit einer milderen Hand seine Gnaden austeilt. In solchen Tagen ist der Tempel geöffnet und das Königreich Gottes nahe herbei
gekommen. Werden solche Tage nicht erkannt und wahrgenommen (Luk. 19,42-44), folgen Gerichte und Verwüstungen darauf. Die aber ihre Seelen lieben, bedienen sich solcher Tage, wie die Schiffer
(Segler) des guten Windes. Es kommen Zeiten, worin der Eingang in den Tempel Gottes nicht so weit sein wird (Offbg. 15,8).
In solchen Zeiten nun, einer mehr oder weniger allgemeinen Heimsuchung Gottes über einen Ort oder Land, läßt der Herr manchmal die Verkündigung seiner Wahrheit mit außerordentlichen
Mitteilungen seiner Gnadengaben, großer Kraft, ungewöhnlicher Rührungen, Bewegungen und Wirkungen begleitet gehen, damit er entweder der Hauptsache hierdurch ein größeres Gewicht gebe, oder damit er
durch diese Lockspeise die Seelen an sich ziehe, als auch, damit er bei andern durch diese oder jene in die Sinne fallenden Dinge die Aufmerksamkeit erwecke, und, wie am Pfingsttage geschah, die
Menge zusammenkomme (Apg. 2,6-7,37), bestürzt und sich verwundernd über das Außerordentliche, zugleich die selige neue Kunde höre und einen Stich durchs Herz bekomme zur Bekehrung. Oh Tiefe der
Weisheit und der Menschenliebe Gottes.
Dieses ist meines Erachtens der wahre Endzweck Gottes bei allen solchen außerordentlichen Dingen, die von ihm herkommen" (G. Tersteegen, Weg der Wahrheit, Volksdienst-Verlag, Leipzig).
Gerhard Tersteegen gibt weiter den Hinweis, daß man schaue, ob solche Gaben bleibend seien, und „ist die Frucht gut und bleibend, dann muß auch der Baum gut sein“.