Haben wir das "Herz am rechten Fleck" und halten unsere "Zunge im Zaum"? Diese Redewendungen zeigen, wie eng Zunge und Herz verbunden sind. Wer kennt nicht die befremdende Wirkung der eigenen Stimme ebenso, wie die der unvorsichtig ausgesprochenen Worte? Immer wieder habe ich mich selbst dabei ertappt, mich nachlässig, und damit manchmal ungewollt, verletzend geäussert zu haben. Ein unvorsichtiges Wort lässt sich nicht mehr einfangen und verursacht so manches Herzeleid.
"Wer unvorsichtig herausfährt, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen ist heilsam" (Sprüche 12,18). Das hat vermutlich jede(r) schon
erlebt.
Die Erkenntnis, dass die Zunge im Zaum gehalten werden will und was sie anrichten kann, fand ich am deutlichsten im Brief des Jakobus ( Jak. 3,1-18) ausgedrückt. Das Zaumzeug eines Pferdes, das Steuerruder eines Schiffes und schließlich die Zunge, beschreiben, wie ausgerechnet diese kleinsten "Teile" Ursache einer großen Wirkung werden können.
Siehe, die Pferde halten wir in Zäumen, dass sie uns gehorchen, und wir lenken ihren ganzen Leib. Siehe, die Schiffe, ob sie wohl so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden doch gelenkt mit einem kleinen Ruder. Also ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an (1. Jak. 3/3-5).
Im Buch der Sprichwörter stehen außerdem eine ganze Reihe von Aussprüchen über Zunge, Lippen, Mund und Herz. Sie machen die guten und die schlechten Erfahrungen unserer Kommunikation schnell bewusst. Worte können nicht nur zweideutig sein, sondern auch "Schall und Rauch", wenn ihnen nicht die entsprechende Tat folgt. Folgt guten Worten hingegen eine Tat mit schlechten Absichten, sind diese mit "gespaltener Zunge" geäußert.
Wann sage ich was und zu wem. Nicht jedes gedachte Wort muss unsere Lippen verlassen, wenn es der falsche Zeitpunkt ist. Die Zunge, dieses kleine Körperteil, lässt sich kaum zähmen, ohne dass wir unser Bewusstsein auf die Gedanken unseres Herzens lenken.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz seines Herzens. Denn, wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Luk. 6,45).
Je mehr wir uns also unserer Worte bewusst werden, desto mehr erfahren wir über unser Denken und Fühlen – unser eigenes "Herz". Das ist nicht nur im zwischenmenschlichen Umgang notwendig, sondern auch in unserer Beziehung zu Gott. Das wollen uns einige Beispiele sagen:
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich, und erkenne mein Denken (Jerusalemer, Ps. 139,23)!
Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, eine falsche Zunge bricht das Herz (Spr. 15,4).
So jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern täuscht sein Herz, des Gottesdienst ist eitel (1. Jak. 1, 16).
Daher kommt aller Hochmut: wenn ein Mensch vom Herrn abfällt und sein Herz von seinem Schöpfer weicht (Sir.10,12).
Hochmut entspringt unserem Herzen und verlangt nach der Hinwendung zu Gott im Innersten unseres Wesens, so wie es der Psalmist erfleht:
Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz, und gib mir von Neuem einen festen Geist in meinem Innern (Ps.51,12)!
Das Vertrauen in Gott kann immer wieder einen Neuanfang schaffen.
Er hat alles vortrefflich gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt — nur dass der Mensch das Werk, das Gott getan hat, nicht von Anfang bis zu Ende ergründen kann (Pred. 3,11).