Der "wahre Weinstock"
„Gottes Weinberg“, war bereits bei Propheten des Alten Testament ein Bild für das von Gott geführte Volk der Israeliten. Jesus nutzte ebenfalls Gleichnisse, die sich um den Weinanbau ranken. Das nachstehende Gleichnis vom rechten oder „wahren Weinstock“ ist besonders tiefgründig, was seine Beschreibung vom Wesen und Sinn der persönlichen Beziehung zu dem einen lebendigen Gott und Vater anbelangt. Der Weinberg des Herrn, der wahre Weinstock, die Herrschaft Gottes, das Königreich der Glaubenden, das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, das alles sind Bezeichnungen für das SEIN und WERDEN in der Gemeinschaft mit Gott. Christliche Spiritualität ist die beständige Übung aus der Kraft dieser Gemeinschaft den Alltag zu leben. .
Im „ Lied vom Weinberg“ des Propheten Jesaja, heißt es: „Ja, der
Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Reben“1
(Jes. 5,7-8).
Die Männer von Juda, diese sog. „Reben“, brachten aber nur saure Beeren hervor, womit z.B. Ungerechtigkeit und Zügellosigkeit gemeint waren (Jes. 5,4-7). Bei Jeremia ist sogar die Rede
vom bitteren, oder wilden Weinstock, der einst als Edelrebe gepflanzt war (Jer. 2/21). Auf diesem Hintergrund richtet daher in Psalm 802, im „Gebet um Widerherstellung“, der Psalmist die Bitte an Gott: „Sorge für diesen Weinstock
und für diesen Garten, den Deine Rechte gepflanzt hat (Ps. 80,15), und weiter, „Deine Hand schütze den Mann zu Deiner Rechten, den Menschensohn (Ps. 80,18). In diesem Bild vom
Weinberg also hat Jesus seine Bestimmung, der „wahre“ Weinstock zu sein, gesehen, und die lebendige Beziehung zwischen Mensch und Gott offenbart. Jesus hat sich in den Evangelien selbst als Menschensohn bezeichnet, und im Evangelium des Johannes gleichnishaft über seine Beziehung zu Gott dem Vater, und seine
mögliche Beziehung zu den Menschen gesprochen:
„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Gärtner (Winzer).
Jede Rebe, die Teil von mir ist, aber keine Frucht trägt, schneidet er ab; und jede Rebe, die Frucht trägt, beschneidet er, damit sie mehr Frucht trägt. Aufgrund des Wortes, das ich zu euch
gesprochen habe, seid ihr jetzt beschnitten. Bleibt vereint mit mir, wie ich mit euch – denn so wie der Zweig nicht aus sich selbst, ohne den Weinstock, Frucht hervorbringen kann, könnt auch ihr
keine Frucht bringen außerhalb von mir.
Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Diejenigen, die vereint mit mir bleiben und ich mit Ihnen, sind die, die viel Frucht tragen; denn außerhalb von mir könnt ihr nichts tun. (Joh.
15/1-5, Neues jüd. Testament)
Der Weinberg hat einen Besitzer „…mein Vater ist der Winzer „ (Joh. 15,1)
Im Weinberg wachsen Weinstöcke „…ich bin der wahre Weinstock“ (Joh.15,1)
Am Weinstock wachsen Reben, mit Früchten „…ihr seid die Reben“ (Joh. 15,5)
Die Rebe muss am Weinstock bleiben „…wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht“ (Joh. 15,5)
Die Rebe wird gereinigt oder beschnitten „jede Rebe, die Frucht trägt, beschneidet er“ (Joh.15,2)
Die Ernte geschieht zur Ehre des „Winzers“ „…mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt“ (Joh.15,8)
„Notwendige“ Bedingungen im Weinberg „die Wende oder Umkehr (Matth. 4,17)
Die Fürsorge des Weingärtners „ trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugegeben“ (Matth. 6,33)
Literatur zu Reich Gottes:
Blumhardt, Christoph. 1992. ....damit Gott kommt - Gedanken aus dem Reich Gottes. Brunnen-Verlag, Gießen
Johannes, Füllenbach.2007. Dein Reich komme - die ursprüngliche Botschaft Jesu. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach.
Schweitzer, Albert. 1995. Reich Gottes und Christentum. C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München
Ströter, E.F. 1909. Das Königreich Jesu Christi. (Nachdruck) Christlicher Schriftenversand, Walzbachtal
P. Christoph Wrembek: Geist und Leben, Juli/August 1989 „Fünf Weinberggleichnisse“
David H. Stern.2007. Das Jüdische Neue Testament. Hänsseler-Verlag, Holzgerlingen
Eine Rebe, die nicht mit dem Weinstock verbunden bleibt, wächst nicht, bringt keine Früchte hervor (Joh. 15/1-4). Der Weinstock (Jesus) aber, hat Wurzeln. Das Neue Jüdische Testament kann dazu
beitragen die Wurzeln des Evangeliums besser zu verstehen. Nach Röm. 11/16-18 sind "Christen aus den Heiden" als "wilde Ölzweige" aufgepfropft und erinnern die Worte des Apostels Paulus, "dass nicht
du die Wurzel erhältst, sondern die Wurzel dich". Dies gilt es zu beherzigen.
Aus dem jüdischen Kontext herausgerissen, sind manche Missverständnisse und Irrtümer in den Evangelien überliefert worden. Gerne hat sich der Antisemitismus, der auch in christlichem Gewand
dahergekommen ist, daraus bedient. Die jüdische Übersetzung will dies korrigieren und gibt Beispiele dafür.
Wie in der Einleitung zu lesen, verfolgt der Autor drei Ziele:
Überwindung der Kluft zwischen den christlichen Kirchen und dem jüdischen Volk, sowie
der jüdischen Ablehnung der Evangelien und dem christlichen Antisemitismus entgegenzuwirken.