Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele: Weihnachten,  Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

Die folgenden Ausführungen handeln von Sündenböcken, Kirchenaustritten, vom Leiden in der Welt und dem Leben. Sie sind entstanden, weil diese Lebensrealitäten und aufkommende  Zweifel über den Sinn des Lebens herausfordern sich zu fragen: Woher kommen wir, wo gehen wir hin?  Wozu das alles!

 

 

 

Vom Vater des Lichts – ABBA                                   Ostern 2020

 

 

Einleitung                                                                             

 

Zweifel und Anklage

Jeder Mensch ist bewusst oder unbewusst dabei seinen Lebenssinn zu suchen und zu leben. Dies ist ein lebenslanger Prozess. Was ihn dabei hindern oder hemmen kann, sind vielfältige Misstöne, die sich in die „Sinfonie seines Lebens“ einschleichen. Diese „Misstöne“ haben u. a. wesentlich mit der Art seiner zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Auf einer weiteren, inneren, seelischen Ebene, und darum soll es hier vor allem auch gehen, stellt sich immer wieder die Frage, wozu Menschen außerdem eine Beziehung zu Gott haben sollen. Wozu an Gott glauben? Man hat es doch schließlich selbst in der Hand, das eigene Leben. Wenn es dann zu Problemen auf dem Lebensweg kommt, sind es allerdings meistens Andere, die dafür verantwortlich sein sollen.

Einmal ist es z. B. die Familie, der Staat, dann die gesellschaftlichen Verhältnisse und schließlich die Religion, die daran schuld sein sollen, ungewollten Lebenssituationen und  Lebensverhältnissen ausgeliefert zu sein. Bleiben wir bei der Religion, als „Sündenbock“, denn sie liefert tatsächlich leider genügend Beispiele von Machtmissbrauch und Fanatismus. So ist an den zunehmenden Austrittszahlen vielleicht auch abzulesen, wie mit der Religionszughörigkeit auch häufig der Glaube an Gott verworfen wird. Hat man damit möglicherweise „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“? Es ist aber ebenso möglich, dass die Wirkung des „erwachsen gewordenen Kindes“, Jesus, die Sehnsucht nach mehr Glaubwürdigkeit befördert hat. Ich vermute, dass dies auch bei Heiner Geißler der Fall war. Kurz vor seinem Heimgang im September 2017 hat der ehemalige Politiker Heiner Geißler (1930-2017) geradezu verzweifelt um eine Antwort auf seine Zweifel an Gott gerungen.

Seine Aussagen haben mich bewegt und geradezu herausgefordert, darüber nachzudenken, und schließlich mit diesen Ausführungen eine Antwort zu suchen. Wie seinem letzten Buch („Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?“, Ullstein, 2017) zu entnehmen ist, ging seine innere Auseinandersetzung mit dem persönlichen Glauben soweit, dass er wohl nicht anders konnte, als die inneren Zweifel an der Existenz eines Gottes so drastisch zu formulieren:

„Was für ein Gott, der Frauen wie Menschen zweiter Klasse behandelt!

Was für ein Gott, der Schmerzen und Unglück den Menschen höchstpersönlich schickt, weil er ihnen wohl will!

Was für ein Gott, der geliebt werden will und dafür in Kauf nimmt, dass Menschen ihre  Freiheit zu ungeheuerlichen Verbrechen missbrauchen!

Was für ein Gott, der sich trotz täglichem, millionenfachem Leid in Gebeten und mit Liedern loben und preisen lässt!

Was für ein Gott, der die einen durch Christus zum Vater kommen und andere in ihren Sünden sterben und verderben lässt!

Wir müssen also mit der Sinnlosigkeit des Leidens leben. Deswegen wird das Leiden für viele immer mehr zum „Fels des Atheismus“.

 

Wir müssen uns nicht wundern über diese Formulierungen, denn es ist hinreichend bekannt, dass sich Heiner Geißler unermüdlich für mehr Gerechtigkeit in der Welt eingesetzt hat, und wohl auch manche leidvolle Enttäuschung hinnehmen musste. Beispielhaft brachte er zum Ausdruck, wie gewiss auch andere Menschen über Gott denken. Auf den letzten beiden Seiten des genannten Buches appellierte er schließlich eindringlich an die Kirchen:

„….sie müssen unbestechliche Anwälte der Menschen sein, und – wie Jesus – an ihrer Seite stehen, und so die politische Dimension des Evangeliums umfassen. Dieser Jesus verkörpert das Ideal der Glaubwürdigkeit, das heißt der Einheit von Idee, Reden und Handeln, der Einheit von Anspruch und Wirklichkeit. So wie er damals die Menschen gegen die Machthaber sowie Sitten- und Glaubenswächter vertreten hat – unabhängig, freimütig, selbstbewusst, furchtlos - , müssten auch heute die Bischöfe, Kirchenpräsidenten und charismatische Führer mit dem Widerstand eines Martin Luther zur treibenden Kraft für eine neue und gerechte Welt-, Friedens- und Wirtschaftsordnung werden“!

Gott sei Dank, hat sich Heiner Geißler nicht von seinen Zweifeln überwinden lassen! Im letzten Kapitel kommt er zu dem Ergebnis:

Sinnlosigkeit ist nicht unser Schicksal. Christen können dem entgehen, auch wenn sie an Gott zweifeln. Denn sie können an drei Tatsachen nicht zweifeln: Jesus ist eine historische Person. Er hat gelebt, und er existiert in den Köpfen und Herzen von Milliarden Menschen. Er hat die größte Volksbewegung der Weltgeschichte in Gang gebracht und die beste und glänzendste Botschaft der Menschheit verkündet, die auch heute noch die Welt verändern kann. Er hat der Nächstenliebe, das heißt der Solidarität unter den Menschen, denselben Rang gegeben wie der Gottesliebe“ (Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss, Ullstein-Verlag 2017).

An dieser Stelle hätte ich Heiner Geißler gewünscht, dass er erkannt oder geäußert hätte, dass eben dieser „historische“ Jesus, für den er eintritt, nur aus der tiefen Beziehung zu Gott, den Jesus Abba, Vater, nannte, gelebt hat. Denn das ist, wie später noch zu sehen sein wird, wesentlich, und vor allem durch Jesus besonders im Evangelium des Johannes deutlich offenbart.


Gnade Dir Gott.

Klingt dieser bekannte Ausspruch nicht wie eine verborgene Drohung hinter der ein Gott stecken soll? Diese Redewendung ist symptomatisch für religiöse, christliche Vorstellungen von Gott, die angstbesetzt, drohend oder niederdrückend sind. Nicht selten gesellen sich noch Feindbilder vom abwesenden, rachsüchtigen oder ungerechten Gott hinzu, als säßen Kläger und Angeklagter auf derselben Bank. Was hat aber dann Gnade mit dieser Drohung bzw. diesen Vorstellungen zu tun? Eben, nichts! Vielen Menschen dienen Macht und Gewalt paradoxer Weise dazu, das sogenannte Gute durchsetzen zu wollen. Sie erkennen dabei nicht, dass genau dies die Wurzel des religiösen Fanatismus ist– nämlich „gnadenlos“.

Wir sehen das am Beispiel von Barabbas, der ursprünglich anstelle von Jesus gekreuzigt werden sollte (Luk. 23,18-19). Er war ein Mensch, der Gerechtigkeit und Freiheit für das Volk der Juden mit Gewalt herbeiführen wollte. So wurde er zum Beispiel für religiösen Fanatismus. Ähnliches erkennen wir bei Judas, der das Sinnbild für Verrat geworden ist. Er wollte Jesus herausfordern, machtvoll die Gerechtigkeit, das Gute, durchzusetzen, und musste scheitern. Nicht nur die Geschichte des Christentums  ist blutbefleckt  von Menschen, die im Namen eines von Menschen selbstgemachten Gottes ihr Leben verloren haben. Doch gerade das Christentum kann sich nur auf das Leben Jesu Christi beziehen. Seine Lehre kam ohne Machtstreben oder Gewalt aus. Im Mittelpunkt seines Lebens stand einzig und konsequent die Hingabe an ein gerechtes Leben durch die Liebe. Hingabe durch Liebe, an wen? An einen unbekannten Gott, an eine religiöse Idee oder an ein höheres Wesen?

 

Sinn und Hingabe des Lebens

Hingabe an das Leben beginnt zunächst ganz klein in der Natur. Dies zu erkennen, muss man weder Biologe noch ein anderer Wissenschaftler sein. Jeder kann z. B. in der Natur erkennen, dass wir in Fauna und Flora eine tiefe und erstaunliche Verknüpfung der Hingabe an das Leben, in allem was lebt, vorfinden (Röm.1, 20-21). Plankton ist Leben. Es dient den Fischen und dem gesamten Ökosystem im Wasser. Ebenso dienen Pflanzen in unserem Ökosystem auf vielfältige Weise anderen Pflanzen, Tieren und den Menschen. Tiere wiederum, angefangen bei den Insekten erfüllen ebenfalls viele Aufgaben im Ökosystem. Die Biene befruchtet den Obstbaum, der Vogel verbreitet u. a. den Samen vieler Pflanzen, während z.B. Fische eine unverzichtbare Nahrungsquelle für Tiere und Menschen sind. So besteht alles Leben, wenn man es genauer betrachtet, durch Wachstum und Dienst an allem, was lebt.

Wie könnte es sich da anders verhalten, wenn wir unseren aufmerksamen Blick in diesem Zusammenhang auf das menschliche Leben richten. Der Mensch wächst, entwickelt sich und dient, bewusst oder unbewusst, ebenfalls auf vielfältigste Weise dem Leben. Die Vielfalt des Dienens und damit der Hingabe an das Leben hängen im Gegensatz zu Fauna und Flora u. a. vom freien Willen des Menschen ab. Damit kann der Mensch seine Rolle in der Gemeinschaft selbst bestimmen. Hier sind wir bei der anfangs erwähnten Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Gemeinschaft von Menschen, die wächst und dient, kommt allerdings nicht ohne Ordnungen und Regeln aus. Wie sonst sollte ein friedliches Zusammenleben möglich sein. Die verschiedenen Interessen der Einzelnen benötigen ein Gleichgewicht - Gerechtigkeit. Über das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit (das in und mitten unter uns ist, Luk. 27,20-21) spricht Jesus daher in vielen Gleichnissen. Die hier angesprochene Gerechtigkeit geht allerdings weit über die weltliche, von Gesetzen bestimmte Gerechtigkeit hinaus.

Ist das Leben Jesu und seine Lehre, von der Gerechtigkeit des Reiches Gottes, möglicherweise der Weg, wie sich der Sinn des Lebens durch die Hingabe an das Leben erfüllen soll? Das Leben Jesu ein Gleichnis für Hingabe um der Gerechtigkeit willen?

 

„Die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh. 8,32), sagte Jesus.

SEINE Wahrheit lässt erkennen, dass Unfreiheit, Machtanspruch, Missbrauch und Unterwerfung nicht von Gott ausgehen, sondern durch den Willen von Menschen, außerhalb und zum Teil innerhalb der Kirchen, verursacht werden.

Das sind die Wunden der Liebe, an denen Gott, der Vater, Jesus und schließlich auch die Menschen in dieser Welt zu leiden haben. Nächstenliebe, die von der Gemeinschaft mit Gott getragen wird, ist das Balsam. Die Öffnung für die lebendige Beziehung zu Jesus und den Vater, ABBA, machen den Weg frei für eine Berufungsgeschichte mit Gott, die einer persönlichen Beziehungsgeschichte entspringt. Es lohnt sich deshalb hinzuhören und im Herzen zu bewegen, wie Jesus nach dem Evangelium des Johannes über die verschiedenen Aspekte von Versöhnung, Berufung und die innige Beziehung zu Gott, dem Vater, gesprochen hat. ER, der sich u. a. als „Licht der Welt“ bezeichnete, führt zur Quelle des Lebens, dem „Vater des Lichts“ (1. Joh. 1,5, Jak. 1/17).

In einer Gemeinschaft ist der Mensch immer Empfangender und Spender der Hingabe an das Leben. Schauen wir also auf Jesus, als Licht und Mitte jeglicher Gemeinschaft. Dankbar können wir dann Empfangende ( 1.Kor. 4,7) der Hingabe des Nächsten an unserem Leben, und freudige Geber an das Leben sein. Geben wir der Sehnsucht Raum, allezeit mit und in Jesus die Gegenwart des Vaters zu suchen. Die folgenden Kapitel möchten dazu anregen, sich mit, und wie Jesus, zur „Quelle des Lichts“ zu bewegen.

 

Liebe Leserin, lieber Leser,  zugegeben, eine lange Einleitung. Vielleicht genügt sie schon, um angeregt selbst nach Antworten auf die anfangs gestellten Fragen zu suchen. Gerne können  die weiteren Kapitel über den Vater, ABBA, kostenlos, als PDF, unter

info@arbeiter-im-weinberg.de angefordert werden.

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© Siegfried Martin