Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele: Weihnachten,  Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

Aus den von Herrn von Beaufort aufgezeichneten Gesprächen mit Bruder Lorenz
(aus "das Leben des Bruder Lorenz, Verlag der St. Johannis-Druckerei, Dinglingen)

 

Drittes Gespräch:                                                          
Der erste Grund meines geistlichen Lebens war ein hoher Begriff und Achtung von Gott im Glauben. Nachdem ich dieses einmal recht gefasst hatte, war anfangs meine einzige Sorge, mich von allen anderen Gedanken loszumachen, um alles, was ich tat, aus Liebe zu Gott zu tun.

Wenn ich dieses zuweilen längere Zeit vergesse, so mache ich mir darüber keine Unruhe, sondern bekenne Gott mein Elend und fliehe wieder mit desto größerem Vertrauen zu Ihm, je elender ich mich selbst in meiner Vergesslichkeit fand. Gott wird durch unser Vertrauen zu Ihm sehr geehrt, und wir erfahren dadurch viel Gnade.

Gott kann nicht betrügen und unmöglich eine Seele lang leiden lassen, die sich Ihm gänzlich überlassen hat und um Seinetwillen alles zu leiden entschlossen ist. Es ist nun bei mir dahin gekommen, dass ich keinen anderen Gedanken mehr habe, als den Gedanken an Gott. Will sich ein anderer Gedanke oder eine Versuchung bei mir einschleichen, so werde ich ihre Ankunft bald gewahr, und da ich der ungesäumten Hilfe Gottes aus eigener Erfahrung versichert bin, so wende ich mich zu Gott, und sie verschwinden plötzlich.

So bin ich auch durch eben diese Erfahrung gewohnt, wenn ich ein äußerliches Geschäft zu schlichten habe, die Sache nicht vorher zu überlegen, sondern zur bestimmten Zeit und Stunde sehe ich in Gott, wie in einem klaren Spiegel, alles, was ich dann zu tun habe. Vor dieser Erfahrung des unverzüglichen Beistandes Gottes musste ich freilich auch mit Vorsicht zu Werke gehen; jetzt aber tue ich schon einige Zeit her alles, ohne die Sache vorher zu überlegen.

Ich denke gar nicht an das was ich tue, und merke es kaum. Wenn ich vom Tische aufstehe, weiß ich nicht, was ich gegessen habe. Mein Auge bleibt immer in Einfalt auf Gott gerichtet, und mein Herz in Liebe an Ihm hangen; ich danke Ihm für Seinen Beistand und unterhalte mich mit Ihm auf unzählige Weise, in größter Einfalt und immer so, dass ich in Seiner liebreichen Gegenwart fest und unverrückt erhalten werde.

Wenn mich die äußeren Geschäfte im Andenken an Gott ein wenig stören, werde ich von Gott daran erinnert, und meine Seele wird dadurch so eingenommen und durchdrungen, dass ich zum Andenken an Gott viel kräftiger erweckt und mit solcher Inbrunst erfüllt werde, dass ich laut rufen und wie ein Kind vor Freude singen und hüpfen möchte.

 Ich fühle mich bei meiner gewöhnlichen Arbeit näher mit Gott vereinigt, als wenn ich die Arbeit verlasse und mich geflissentlich absondere, und wenn ich von solch einer Absonderung zurückkomme, fühle ich mich gewöhnlich sehr dürre und trocken.

Ich glaube, dass mir ein großes Leiden am Leibe oder im Gemüte künftig bevorsteht; es wird ein empfindliches Leiden sein, die fühlbare Nähe Gottes, die ich so genieße, zu verlieren. Allein Gott versichert mir, dass Er mich nicht gänzlich verlassen, sondern mir Kraft geben wolle, das Leiden, das Er über mich verhängen wird, ertragen zu können. Darum fürchte ich nichts, habe auch nicht nötig mich mit jemand über meinen Seelenzustand zu besprechen. So oft ich dies tun wollte, habe ich mir allezeit größere Unruhe zugezogen. Da ich bereit bin, aus Liebe zu Gott zu sterben und verloren zu gehen, so bin ich ohne Furcht.  Diese gänzliche Überlassung an Gott ist der sicherste Weg; dabei fehlt es nie an Licht, wie man sich zu verhalten hat.

 

Drittes Gespräch: Auszug aus Bädeker  1785,Band II, Kap. 7 von Gerhard Tersteegen (mit  geringen Änderungen)

Er sagte mir: Der erste Grund des geistlichen Lebens wäre in ihm gewesen ein hoher Begriff und Achtung von Gott im Glauben. Nachdem er solches einmal gefaßt  hatte, hätte er am Anfang keine andere Sorge gehabt, als daß er alle anderen Gedanken getreulich  mögte verwerfen, um alles was er täte, aus Liebe zu Gott zu tun. Er machte sich selber keineswegs darüber unruhig, wenn er bisweilen in langer Zeit daran nicht gedächte, sondern nachdem er Gott sein Elend bekannt hätte, käme er mit desto größerem Vertrauen wieder zu Gott, je elender er sich selber in dieser Vergessung fände.

Durch unser Vertrauen  zu Gott werde ER sehr geehrt, und wir erlangten dadurch viel Gnade.

Es sei unmöglich, nicht allein daß Gott betrüge, sondern auch daß ER lange Zeit leiden lasse eine Seele, die gänzlich ihm überlassen, und entschlossen ist um seinetwillen alles zu leiden.

Er wäre dahin gekommen, daß er keinen Gedanken mehr hätte als von Gott, und wenn sich ein anderer Gedanke oder eine Versuchung bei ihm regen wollte, würde er ihrer Ankunft bald gewahr. Weil er der unverzüglichen Hilfe Gottes aus eigener Erfahrung versichert wäre, ließ er sie bisweilen ankommen, bis er wüßte, daß es Zeit wäre, dann kehrte er sich zu Gott, worauf sie sofort verschwänden.

So pflege er aus eben dieser Erfahrung, wenn er etwa ein äußerliches Werk zu verrichten hätte, nicht vorher die Sache zu überlegen, sondern in der zur Sache selbst bestimmten  oder nötigen Zeit, finde er Gott, als in einem klaren Spiegel, alles so ihm zu selbiger Zeit zu tun nötig. Und zwar hätte er nun einige Zeit also, ohne vorherige Überlegung, seine Sachen getan. Vor dieser Erfahrung des unverzüglichen Beistandes Gottes, hätte er seine Vorsichtigkeit darin gebraucht.

Wenn seine äußeren Verrichtungen ihn von dem Andenken Gottes ein wenig abführten, würde ihm von Gottes wegen eine Erinnerung desselben gegeben, welche sein Seele ganz einnahm und durchdrang, indem sie ein weit kräftigeres Andenken an Gott in ihm erweckte, wodurch er bisweilen so sehr entzündet und angefeuert wurde, daß er laut rufen mußte, und sehr heftige Bewegungen in sich hätte zu singen und zu springen, wie einer der seiner Sinnen nicht mächtig.

Er wäre mit Gott viel näher vereinigt in seiner gewöhnlichen Arbeit, als wenn er dieselbe verließe, um sich besonders dafür abzusondern, und wäre er gewöhnlich in großer Dürre, wenn er aus solcher Absonderung käme.

Im Anfang müsse man getreulich wirken und sich selber getreulich verleugnen, hernach aber folgte nichts als lauter unaussprechliche Vergnügung. In der Not und Schwierigkeit müsse man nur zu Christo Jesu laufen, und IHN um seine Gnade ansprechen, mit welcher Gnade alles leicht würde.

Man hielt sich auf mit Bußwerken und besonderen Übungen, und unterließe die Liebe, welche das Ende sei; solches wäre genug zu sehen an den Werken, und wäre die Ursache, warum man so wenig wahre Tugend finde. Zu Gott zu kommen hätte man weder mit Klugheit noch mit Wissenschaft vonnöten, sondern nur ein Herz, das entschlossen wäre, sich mit nichts zu bekümmern als mit IHM, und aus Liebe zu IHM, und nicht zu lieben außer IHM.

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© Siegfried Martin