Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele: Ostern,  Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

 

„…ihr seid die Reben“ (Joh. 15,5)

 

Der Weinstock bildet Triebe, Reben genannt, an welchen dann Früchte, die Weintrauben, wachsen.

„ Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die  Männer von Juda sind die Reben“, die er zu seiner Freude gepflanzt hat (Jes. 5,7). Gewöhnlich trägt jede Rebe Früchte, süße oder saure, kleine oder große Früchte. In diesem Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja geht es aber um saure Früchte, die geerntet wurden.  

Wie die Geschichte des Hauses Israel zeigt, sind die prophetischen Worte des Jesaja in diesem „Lied vom Weinberg“ durch Ungehorsam („aber was der Herr tut, beachten sie nicht, was seine Hände vollbringen, sehen sie nicht“), ungefähr 6 Jahrhunderte vor dem Auftreten Jesu, wiederholt traurige Wirklichkeit geworden. Auch zur Zeit Jesu sah es ähnlich aus, wie zur Zeit Jesajas. Das Volk litt unter der Ungerechtigkeit. Ungehorsam hatte sich breit gemacht unter den religiösen Führern und Schriftgelehrten.  Diese Verantwortlichen, die „Männer von Juda“  hatten  „saure Früchte“ hervorgebracht.
Die ursprüngliche Absicht des „Weinbergbesitzers“, den Weinberg „zu seiner Freude“ gepflanzt zu haben, hatte sich nicht erfüllt. Das hat Jesus also in seinem Gleichnis von den beiden Söhnen gemeint, die vom Vater zur Arbeit in den Weinberg geschickt wurden (Matth. 21,28-32). Der Eine sprach: Ich will nicht!  Es reute ihn aber der Ungehorsam, und er ging doch. Der Andere sprach: Ja, Herr. Und ging nicht! Die Hohepriester und die Ältesten gingen in diesem Gleichnis nicht in den Weinberg, während Zöllner und Huren Reue zeigten,  an Jesus glaubten und gingen, um zu arbeiten. So prophezeite Jesus den Hohepriestern und Ältesten seiner Zeit: „die Zöllner und die Huren kommen eher in das Reich Gottes als ihr“!

Am „wahren Weinstock“ Jesus werden die Reben süße Früchte hervorbringen. Der Lebenssaft des Weinstockes mit seinen nahrhaften Inhaltsstoffen „Vergebung, Glaube, Liebe und Hoffnung“, bildet die Grundlage, auf der an der Rebe süße Früchte reifen können. Wachstum und Reife im Glaubensleben eines Menschen bringen es mit sich, dass jeweils zu seiner Zeit auch eine „Reberziehung“ stattfindet. Jesus: „ jede Rebe, die Frucht bringt, beschneidet er, damit sie mehr Frucht bringt“. Jeder Christ, jede „Rebe“ wird dies im Leben unterschiedlich wahrnehmen und erleben. Mit zunehmender Lebenserfahrung der „Rebe“ und im Blick auf Jesus, dem „Weinstock“, erkennt sie, dass Beschneidung um der Früchte willen, notwendig ist. Weder die vielen Blätter noch die Nebentriebe sind wichtig, wenn es auf die Erntezeit zugeht, sondern die Früchte (Gal. 5/22-23). Wenn Blätter und Nebentriebe entfernt sind, erhalten die Früchte mehr Licht und Kraft. Diese wichtige Erkenntnis des  Lebensprozesses nennt Jesus daher im Gleichnis „das Reinigen“  durch Beschneiden der Rebe, welches zum Reifeprozess dazu gehört7. Die Bedeutung des Reifens im Leben zu erkennen kann Trost, Ansporn und Mahnung zugleich sein:

Trost in Schwachheit und Zweifel im Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheiten;
Ansporn immer wieder das bedingungslose Vertrauen des Vaters anzunehmen;
Mahnung, nicht zu säumen
8(2.Petr.3,16).

Es ist gut, wenn Reben am Weinstock, auf fruchtbarem Boden, in einem Weinberg wachsen, gepflegt werden und von von einer Hecke umgeben sind.  Alles andere wäre sonst Ödland auf dem Dornen und Disteln wachsen9 (Jesaja 5).
Im übertragenen Sinn benötigt unsere Kultur, die seit zweitausend Jahren geprägt ist vom Evangelium, diese natürliche Ordnung, um eine Verwahrlosung der Gesellschaft zu vermeiden. Gemeinden und Gemeinschaften, die vielen kleinen Teile der unterschiedlichen Kirchen, sollen der Aufrechterhaltung dieser Ordnung und Gerechtigkeit auf vielfältige Weise dienen. Ihre Glaubwürdigkeit, Anziehungskraft und Fruchtbarkeit hängen aber davon ab, ob sie von einer durchlässigen Hecke, oder dicken Mauern mit allerlei Verzierungen umgeben sind. Die durchlässige Hecke ist hier eine Metapher für eine offene und vielfältige, lebendige Gemeinde, unabhängig von ihrer Konfession.  
Die Kraft Gottes
, derHeiligen Geist, ist es, mit der der „Weingärtner“ unablässig dafür Sorge trägt, dass der „Weinberg“ nicht verwildert. Da gibt es viel zu tun, Schneiden und Binden der Reben; um den Weinstock herum soll das Unkraut nicht Überhand nehmen, damit schließlich im Herbst auch süße Früchte geerntet werden können. Unkraut, oder besser gesagt, Pflanzen, die nicht am richtigen Platz stehen, neigen dazu, die anderen Pflanzen zu überwuchern, oder dem Boden Kraft zu entziehen. So kann das auch geschehen, wenn sich im Gemeindeleben Ehrsucht, Standesdünkel und andere Eitelkeiten breit machen. Dagegen findet sich  Ehrerbietung und Verherrlichung des „Weingärtners“ überall dort, wo der tiefe Sinn des „wahren Weinstock“ das Zusammenleben von Menschen bestimmt. Die „Rebe“ am „wahren Weinstock“ wächst am Besten in einer lebendigen Gemeinde. Lebendige Gemeinschaften, in deren Mittelpunkt Jesus Christus steht, haben eine gute Ausstrahlung auf ihre Umgebung. So können sie als „Weinberg“, in dem süße Früchte gedeihen wahrgenommen werden.

Der Verlust von Werten in der Gesellschaft wird oft besprochen und bedauert, ohne dass dabei in Betracht gezogen wird, dass dies unmittelbar mit dem mangelnden Bewusstsein  um die lebensfördernde  Verbindung zwischen „Weinstock“  und „Reben“ zu tun hat.

Wie die Liebe Jesu lebendige Gemeinschaften fördert, drückt Gerhard Tersteegen feinsinnig und erbauend in einer Passionsrede („Geistliche Brosamen“ v. Gerhard Tersteegen) über das Wort Jesu an seine Mutter und an den Jünger Johannes aus (Joh. 19,25-27).
Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Cleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sah, und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn. Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter. Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“.
In dieser Rede spricht G. Tersteegen über die große und zarte Liebe Jesu Christi zu seinen Freunden in fünf Teilen:
Eine sich hingebende Liebe, eine wachsame Liebe, eine vorsorgende Liebe, eine unaufhörliche, beständige Liebe und schließlich, nachstehend, über eine Verwandtschaft stiftende Liebe:

… zum fünften, die Liebe Jesu ist auch eine Verwandtschaft stiftende Liebe:
Weib, siehe, das ist dein Sohn. Und zu Johannes sagt Er: Siehe, das ist deine Mutter. Das war natürlicherweise nicht also. Natürlich war Maria nicht die Mutter des Johannes, und natürlich war Johannes nicht der Sohn Marias. Es war also eine Stiftung. Jesus stiftete da eine besondere Verwandtschaft; und demnach war es nicht nur so ein bloßes Annehmen, wie man wohl jemand annehmen kann. Nein, es hatte einen weit tieferen Grund. Maria nahm Johannes so an, als wenn sie wirklich an ihm einen leiblichen Sohn hätte. Und Johannes hatte mehr Liebe für diese Mutter, als für seine natürlich leibliche Mutter. Dies sieht man klar, weil die natürliche Mutter von Johannes, die Salome, auch just mit beim Kreuz stand. Johannes aber meldet kein Wort von seiner natürlichen Mutter, denn die natürliche Verwandtschaft ging ihm so nahe nicht. Die Liebe aber und Verwandtschaft, die der liebe Heiland zwischen Ihm und seinen Gliedern, zwischen seinen Gliedern untereinander, am Kreuz stiftete, das war eine übernatürliche, eine neue Liebe und Verwandtschaft. Doch ich muss das ein wenig näher erklären.
Wir lesen in 1.Mose 2, dass Gott einen tiefen Schlaf auf Adam fallen liess, seiner Rippen eine genommen aus seiner Seite, und ihm daraus ein Weib erbaut habe. Und als Adam das Weib sah, sagte er: Das ist Bein von meinen Beinen, und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin heissen, weil sie vom Manne genommen ist. Und darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen. Was ist das? Es ist die Stiftung des Ehestandes, wird man sagen. Allerdings ist es die Stiftung eines Ehestandes, aber es sieht auch viel weiter.
Als unser liebster Heiland am Kreuze hing und sich seine Seite durchbohren ließ, da hat Er sich auch aus seiner Seite ein Weib erbaut, nämlich seine heilige, werte Gemeinde. So wie nun ein Mann seinen Vater und Mutter verlässt, und seinem Weibe anhängt; oder, wie ein Weib Vater und Mutter verlässt, und ihrem Mann anhängt; also auch, die aus Jesu, aus seiner Seite geboren werden, die spüren in ihrem Inwendigen auch eine solche Liebe zu Jesu, als zu ihrem einigen Manne, dass sie auch Vater und Mutter, Welt und alles, um ihres Heilandes Jesu willen verlassen können. Diese eheliche, diese wahrlich göttlich eheliche Liebe, zwischen Jesu und seiner Gemeinde, die hat Jesus am Kreuz gestiftet, da Er sich das Weib, seine Gemeinde erbaut hat. Und daher haben alle wahrlich wiedergeborenen Kinder Gottes eine solche Zuneigung zu Jesu, dass sie Ihn als ihren Freund und Bräutigam, herzlich und innigst lieben. Und in denjenigen sonderlich, die sich angewöhnt haben, mit Maria, Johannes und den andern Weibern, sich oft und viel unter das Kreuz zu stellen, und die Wunderliebe ihres Heilands zu betrachten. In solchen Herzen wird eine überaus zarte und übernatürliche Liebe entzündet, mit welcher sie Christo, als ihrem zärtlich geliebten Bräutigam, zugetan sind. Alle Liebe des Ehestandes, wenn es auch eine christliche wäre (die doch in der Welt sehr rar ist), die ist doch nur ein schwacher Schatten von der Liebe und von der Zuneigung, die zwischen Jesu, als Bräutigam, und seinen Freunden, als Braut, gefunden wird. Sehet liebste Herzen, wie hoch werden wir geadelt!  Jesus Christus will sich mit uns verloben, Er will sich mit uns vermählen, Er will sich mit uns vertrauen. Solche Menschen will Jesus aus uns machen. O so sollen wir ihn lieben, als eine Braut ihren Bräutigam. Wir sollen ihn lieben, als ein Weib ihren Mann, weil Er uns geliebt und sich selbst für uns dahingegeben hat.

Nun ferner, aus dieser zarten Liebe und Vereinigung, die Jesus am Kreuz gestiftet hat, wird auch die übernatürliche Verwandtschaft gestiftet, die nun seine Kinder untereinander haben: Weib, siehe das ist dein Sohn; und zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter.
Der liebe Heiland hätte können sagen, Mutter, denn sie war seine Mutter, die ihn geboren hatte; aber nein, Er sagte, Weib. Das war nicht ein Wort der Geringachtung, denn einesteils war Er mehr als bloß ein Sohn der Maria, und andernteils gab der liebe Heiland damit zu verstehen, dass sie eben das Weib sei, von welcher der schon so lange verheißene Weibessame geboren und in die Welt gebracht worden ist. Und wie der Satan durch das Weib die Übertretung und Sünde eingeführt hatte, also musste das Weib auch das Werkzeug sein, wodurch der Erlöser und Hersteller kommen sollte; zum Trotz des Satans, der auch durch das weibliche Geschlecht wieder zuschanden gemacht werden sollte. So wird auch Jesus von dem schwachen, weiblichen Geschlecht wohl am meisten geehrt, verherrlicht und am zärtlichsten geliebt.
Nun, ich sage, kraft dieser Liebe, die Jesus am Kreuz gestiftet hat, wurde auch eine übernatürliche Verwandtschaft unter den Kindern Gottes gestiftet. Gleichwie diese Verwandtschaft zwischen Maria und Johannes eine übernatürliche Verwandtschaft war, so ist es auch bei allen Kindern Gottes. Wie sie nun liebhaben den, der sie geboren hat, so lieben sie auch alle diejenigen, die aus Ihm geboren sind. Kraft der hohen Geburt, die wahrlich wiedergeborene Kinder Gottes aus Gott erlangt haben, fühlen sie auch eine zarte Liebe zu allen ihren Mitgliedern, so dass sie solche wahrlich höher schätzen und zärtlicher liebhaben können, als alle ihre natürlichen Verwandten, wenn solche nicht in der Gnade stehen, wenn sie auch noch so groß, noch so reich, noch so ansehnlich in der Welt wären. Und deswegen müssen wir diese Sache, die Bruderliebe, die Liebe untereinander, behandeln als eine sehr heilige Sache. Denn diese Liebe, die Kinder Gottes untereinander haben, ist eine wahre Liebe, sie besteht nicht in Worten, sie besteht nicht in Schmeicheleien, sie besteht nicht in diesen oder jenen Tändeleien untereinander; sondern, weil diese Liebe, die Kinder Gottes untereinander haben, nicht entsteht aus der Natur, sondern wie gesagt aus einer übernatürlichen Geburt; so ist es eine Liebe, die sie in Gott haben, eine Liebe, die alles Band der natürlichen Liebe weit übertrifft. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Gott, Jesus Christus hat diese Liebe, diese übernatürliche Liebe, diese übernatürliche Verwandtschaft unter Kindern Gottes am Kreuz gestiftet. Deswegen sollen wir Fleiß anwenden, die Einigkeit zu halten im Geist, durch das Band der Liebe.

Kurz zu sagen: die Liebe, die Kinder Gottes untereinander und gegeneinander haben müssen, das muss eine Liebe sein, als die Liebe Jesu gewesen ist. Was war denn das für eine Liebe? Es war, wie wir gehört haben, eine sich hingebende, eine sich preisgebende Liebe, eine Liebe, die etwas wagen konnte. Johannes sagt: Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er sein Leben für uns gelassen hat. Und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen (1. Joh. 3,16). Nun ist es zwar noch nicht dazu gekommen, das Leben für die Brüder zu lassen. Wir sollen aber wenigstens doch zeigen, dass wir die Brüder, dass wir uns untereinander so lieben, dass einer für den andern etwas verleugnen, etwas wagen, etwas leiden und ausstehen kann. Wir sollen in der Liebe untereinander nicht uns selbst, nicht unsern Nutzen, nicht unser Vergnügen suchen; nein, wir müssen uns herzlich gern andern Kindern Gottes auf alle uns mögliche Weise preisgeben wollen.
Die Liebe Christi war auch eine wachsame, sorgfältige und versorgende Liebe. So muss auch die Liebe der Kinder Gottes untereinander sein. O wir sollen uns das Wort auch zur Lehre nehmen: Siehe, das ist deine Mutter; siehe, das ist dein Sohn; siehe das ist dein Bruder; siehe das ist deine Schwester. Siehst du wohl, der leidet Mangel, der ist in Not, der hat Hilfe nötig, da liegt dein Bruder, da liegt deine Schwester krank, siehe der oder die hat Mangel an Kleidung. Nun weisst Du, was zu tun ist. Greif zu, sorge, hilf auf alle mögliche Weise. Wenn auch Kinder Gottes in innere Nöte, in Verlegenheit geraten, da sollen wir ihnen mit Trost, Unterricht, mit Gebet suchen zu Hilfe zu kommen und beizuspringen. Siehe, so muss sich unsere Liebe in allen und jeden Gelegenheiten mit der Tat äußern als eine sorgfältige Liebe.
Die Liebe Christi war auch eine beständige Liebe. So soll unsere Liebe untereinander auch sein. Wir sollen die Kinder Gottes lieben beständig, und nicht nur dann und wann, wenn es ihnen wohl geht. O wenn etwa Kinder Gottes auch selbst von der Welt geliebt und geachtet werden, dann lässt es sich noch wohl mitmachen; aber wenn manchmal Kinder Gottes in den Kot geworfen werden, wenn sie in Verachtung kommen, und ihnen seine Liebe alsdann nicht entziehen, das ist der Preis der Liebe. Wenn auch Kinder Gottes noch manchmal Fehler an sich haben, wenn sie manchmal aus Schwachheit straucheln und stolpern, und da und dort sich nicht vorsichtig oder nach der Liebe betragen, so sollen wir um eines geringen Anstoßes, um eines geringen Unterschieds willen in Worten, oder in etwas anderem, das Band der Liebe nicht so bald zerreissen. Kranke Kinder sind auch Kinder; lahme Kinder sind auch Kinder. Wir sollen da das Pflaster der Liebe auflegen, wir sollen standhalten und in der Liebe beständig bleiben, so wie Jesus auch standgehalten hat am Kreuz in der Liebe gegen seine Freunde. Bei dem Kreuze standen manche seiner Freunde, die auch Fehler hatten. Von Johannes haben wir es schon gesagt, und von seiner Mutter Salome steht ein gleiches geschrieben. In dem Garten Gethsemane waren alle seine Jünger geflohen, und Petrus hatte sich im Palast des Hohenpriesters gar schlecht aufgeführt, und Christus, seinen Herrn und Meister, verleugnet. Indessen deckte die Liebe das alles zu, und Kreuz und Leiden schmolz hernach alle diese Fehler wieder ab.

Ist denn nun eine Verwandtschaft durch Christum unter uns gestiftet worden, sind wir Kinder Gottes, sind wir Brüder und Schwestern untereinander geworden; nun so lasst uns einander bei der Hand fassen und festhalten in der Liebe. Bald werden wir Jesum sehen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und als Freunde miteinander vor Ihm und durch Ihn schöne und ruhmvolle Kinder sein in alle Ewigkeit. Darum lasst uns von nun an einander lieben, damit Jesus erfreut, und sein Name verherrlicht werde. Amen“. (Geistliche Brosamen, Band 1, 5.Rede, Christlicher Schriftenversand, Walzbachtal)

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen (Matth.7,20),“ hat Jesus gesagt, und damit zum Ausdruck gebracht, dass es nicht äußere Bekenntnisse und Werke alleine sind, die erkennen lassen, ob eine Rebe mit dem Weinstock verbunden ist, sondern ein Leben im Glauben, das gespeist vom Lebenssaft des Weinstockes bereit ist reifende Früchte zu tragen. Reifend bedeutet natürlicherweise, dass erst am Ende dieses Lebensprozesses, der mit der „Ernte“ abgeschlossen wird, wirklich zu sehen und zu schmecken sein wird, ob diese Früchte der „Rebe“ die notwendige Süße für einen guten Wein ergeben. Dazu bedarf es Geduld, mit dem Nächsten ebenso, wie mit sich selbst. Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, gibt uns dazu einen deutlichen Hinweis 10 (Matth. 13,24-30).

Viele Lehren und Philosophien folgen anderen Prinzipien, und stiften Verwirrung. Jesus warnt daher auch vor den falschen Propheten, die wie „harmlose Schafe“ auftreten (Matth. 7/15-20).  Durch körperliche oder geistige Übungen selbst ernannter Meister, welche Jesus und die Kraft Gottes verleugnen, sollen auch gute Früchte hervor gebracht werden. Aber statt auf die Kraft und Weisheit Gottes, vertrauen Sie einzig auf  Wissen, Methoden und menschliche Kräfte. Das ist vergleichbar mit einer vom Weinstock abgetrennten Rebe, der man durch Vorlesen von wissenschaftlichen Ausführungen über das Zellwachstum, und dem Anstreichen der verdorrten Blätter, zu weiterem Wachstum verhelfen will.
So ist es von größter Bedeutung, dass die Reben am  rechten Weinstock, Jesus, bleiben, da der Saft des Weinstockes  schützt vor dem Eindringen von Schädlingen in Form von falschen Lehren, die weder auf dem „Weinstock“, noch auf dessen „Wurzeln“ gründen
11.

 

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© Siegfried Martin