Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele: Weihnachten,  Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

Vom christlichen Gebrauch der Lieder und des Singens
aus "Weg der Wahrheit" v. Gerhard Tersteegen Nachfolgend Auszüge aus diesem Text abgeschrieben aus  einer alten Ausgabe des Volksdienst-Verlages, Leipzig.

 

"Es bleibt allerdings eine ewige und wichtige Wahrheit, die nicht nur der Heiligen Schrift, sondern auch der Vernunft gemäß ist, dass, gleichwie der Herr, unser Gott, ein ewiges, unsichtbares, geistliches Wesen ist, er auch demzufolge eigentlich nicht von Menschenhänden (Apg. 17, 25) noch Lippen durch äußere Verrichtungen, sondern allein im Geist und in der Wahrheit angebetet (Joh. 4,23,24) und ihm gedient werden kann und will. Unser gleichfalls ewiger und unsichtbarer Geist  ist allein fähig und geschickt (nachdem ihm Gott seine lebendige Erkenntnis mitgeteilt hat), ihn rechtschaffen zu verehren. Das geschieht durch einen heiligen, ehrerbietigen Wandel in seiner Gegenwart und in seiner reinen Liebe, und durch die beständige Aufopferung unseres Herzens, unseres Willens und alles dessen, was wir sind und vermögen, an Gott und dessen Wohlgefallen. Dieser reine Dienst des Geistes und der Wahrheit soll besonders in seiner Kraft und Lauterkeit in der Zeit des Neuen Bundes getrieben und aufgerichtet werden, da die Gnade und Wahrheit (Joh.1,17) durch Jesum Christum so überströmend geworden ist. Und es ist fürwahr der Art und Beschaffenheit dieses Neuen Bundes nicht gebührend, wenn der Gottesdienst mit so viel äußeren Dingen und Umständen bekleidet und umhüllt wird.

Diesem allem ungeachtet werden doch keineswegs einige gute Verrichtungen und gottselige Pflichten des sog. äußeren Gottesdienstes, als das Lesen, mündliche Beten, Singen oder andere leibliche Übungen verworfen und aufgehoben. Denn einmal  sind unsere Leiber nicht weniger als unsere Geister Gottes (1.Kor.6,20); und es ist deshalb geziemend, dass ihm auch durch beide gedient und er durch beide gepriesen werde. Nur müssen alle äußerlichen gottesdienstlichen Übungen mit dem wahren inneren Dienst des Geistes gepaart  gehen, wenn sie anders in Wahrheit „Gottesdienst“ genannt werden sollen.

Unter den äußeren Hilfsmitteln ist gewiss  d a s  L e s e n  und S i n g e n   andächtiger Lieder nicht das geringste, weshalb wir bei dieser Gelegenheit dessen Nutzen  und Gott Wohlgefälligen Gebrauch ein wenig näher betrachten wollen, vielleicht, dass es noch jemand zum Unterricht dienen könnte. 

Zuerst ist aus der wirklichen Erfahrung gewiss, dass das andächtige Lesen gottseliger Lieder seinen besonderen Segen und Nutzen bei mancher Seele jederzeit gehabt hat. Es sind darin, mehr als in andern Büchern, allerlei besondere Seelenbeschaffenheiten lebendig abgebildet. Und so findet ein Gott suchendes Gemüt, in welchem Anliegen oder Stande es auch stehen mag, leicht etwas in ihnen, das mit seinem Zustande harmoniert und ihm zur Bekehrung, Stärkung, Erweckung und zum Trost dienen kann. Der anmutige Vortrag im Lied hat eine lieblich, reizende Kraft in sich, wodurch die christlichen Wahrheiten dem Gemüte ganz angenehm vorgeführt und mit Lust eingeflößt werden, wozu noch kommt, dass eine in Reimen gebundene Rede viel leichter als sonst etwas im Gedächtnis haftet und daher desto bequemer in allen vorkommenden Gelegenheiten zur Erinnerung und Aufrichtung durch göttliche Mitwirkung einer Seele dienen kann.

Das gläubige und andächtige Singen hat auch in Wahrheit etwas Engelhaftes an sich und schafft vielen Nutzen, wenn es vom göttlichen Segen begleitet wird

Es besänftigt und stillt die unruhigen Gemütsbewegungen;

es vertreibt manches Mal die Trägheit, Traurigkeit und Bekümmernis des Herzens;

es ermuntert, stärkt und erquickt den Geist, zieht den Sinn nach innen;

es sammelt und erhebt das Gemüt zur Heiterkeit und Andacht und

es macht uns damit  geschickter zum wahren Dienste Gottes im Geist.

Hierbei erinnere ich mich, was der heilige Augustinus erzählt von solchen guten Wirkungen des Gesangs in seiner Seele, bei seiner anfänglichen Bekehrung. „O wie sehr weinte ich“, spricht er zu Gott, „unter Deinen Lobgesängen und Liedern, als ich durch die Stimmen der lieblich singenden Gemeinde heftig erschüttert und bewegt wurde! Diese Stimmen ergossen sich in meine Ohren, und es taute Deine Wahrheit in mein Herz. Da entbrannte in mir das Gefühl der Andacht, und Tränen flossen hervor, dass es mir mit ihnen recht wohl dabei war.“

Indes werden die, denen es um ihrer Seelen Heiligung und Seligkeit Ernst ist, bei dem allgemeinen Missbrauch dieses sonst so heilsamen Hilfsmittels desto mehr sich angelegen sein lassen, sich dessen auf eine nützliche Weise zu bedienen, damit sie den Zweck und die Frucht erreichen, wozu die göttliche Weisheit es an Hand gegeben hat. Von einem solchen guten und Gott wohlgefälligen Gebrauch eines  Gesangbuches wollen wir nun noch einige Erinnerungen geben.

Das Singen selbst geschehe mit Ehrerbietung, Andacht, Einfalt und herzlicher Begierde. Die Ehrerbietung vor Gottes Angesicht ist eine notwendige Seelenbeschaffenheit beim Singen.
Wenn du singst, o Seele, so redest du mit dem heiligen, allgegenwärtigen Gott ebenso wohl, als wenn du betest. Denke: du stehst mit den viel tausend mal tausend Engeln und seligen Geistern im Geiste vor dem Throne Gottes und willst deine schwache Stimme mit der Engel Musik vereinigen.  Diene dem Herrn denn mit Furcht und freue dich mit Zittern (Ps.2,11). Gott lässt sich nicht spotten. Ach, wie so wenig Ehrerbietung spürt man beim Singen der meisten. Man sieht herum, man hat dies und jenes zu schaffen; und bei all der Leichtfertigkeit meint man Gott dennoch zu dienen, wenn nur der Mund die Worte laut nachschreit.

Man muss mit Andacht singen; Herz und Gedanken müssen gesammelt sein. Denke nach, was dein Mund spricht: singe und preise dem Herrn zugleich in deinem Herzen (Eph. 5,19). Laß dir dein Beten und das Leben deines Gottes rechter Ernst sein. Es ist ein heiliges und wichtiges Werk; tue es nicht schläfrig, sondern munter und von Herzen.  Der Herr ist nahe denen, die ihn mit Ernst anrufen (Ps. 145,18). Ach wenn man den meisten Sängern ins Herz sehen könnte, wie Gott es kann, wie würde man ihre Gedanken und Andacht so weit verreist sehen bei ihren Geschäften oder bei dem, was ein jeder sonst liebt und verlangt! Mit den Lippen nahen sie sich zu Gott, aber ihr Herz ist ferne von ihm (Matth. 15,7-8).

Man muss auch in Einfalt singen, schlecht und recht. Du musst mehr Acht geben auf Gott und dessen Gegenwart, vor dem der Herzensgrund bloß und offen liegt, als auf die Stellung des Leibes und die Gebärden oder auf deine Stimme und Zierlichkeit der Melodie, was die innere Andacht nur verhindert und in die unlautere Selbstgefälligkeit herauslockt. Das verstellte, gemachte Wesen der Menschen, mit dem seltsamen, gekünstelten Verdrehen und Verändern ihrer Stimme beim Singen, das oft nicht ein Wort davon verstanden werden kann, und andere heuchlerische Gebärden sind wahrlich ein Greuel in den Augen Gottes, der die Aufrichtigen ansieht.

Die Begierde des Herzens ist das Wesentlichste, sowohl beim Singen als beim Gebet. Singen oder beten, ohne das zu begehren, was der Mund spricht, ist leeres Lippengeplärr und Spotten mit Gott. Glaube, dass dem Herrn mit unserem gekünstelten Geschrei nicht gedient ist. Der Hunger und die Begierde deiner Seele müssen zugleich nach Gott in Christo brünstig ausgehen, damit die Wahrheit, die du äußerlich sprichst auch Wahrheit und Wesen in dir werde, sonst bist du bei allem Schreien dennoch stumm vor Gott. Der gütige, himmlische Vater hat uns in den Gebeten und Liedern der Heiligen zu erkennen geben wollen, welche Gnaden unsern armen Seelen nötig seien, und welche heilsamen Güter er willen uns zu geben sei. Er will uns gleichsam die Worte in den Mund legen, wie wir ihn damit ansprechen sollen, um dadurch unsere matten, schwachen Begierden zu stärken und aufzuwecken. So groß ist die Herablassung und Leutseligkeit unseres Gottes!

Wir wollen hierzu  noch eine kurze Anleitung geben:

Liest oder singt, o Mensch, dein Mund  e i n   B u ß l i e d, so denke dass dich eben dadurch dein erbarmender Erlöser zur Buße locken will, und lass sodann zugleich dein hartes Herz von seinem Geist (der sich in deinem Inwendigen schon anmelden wird) erweichen zu rechtschaffener Reue über deine begangenen Sünden und zu wahrhaftem Glaubenshunger nach seiner Gnade und seinem Geist, zu deiner wirklichen Bekehrung.

Liest oder singst du ein Lied von der Bekehrung der Welt, so schaue zugleich aufrichtig in dein Inwendiges hinein und prüfe,, dich, ob du auch noch die Welt lieb habest (1.Joh. 2,15-16) und was in der Welt ist: Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Leben? Besieh dich wohl in der Gegenwart dessen, der Herzen und Nieren prüft, ob du auch, wenn dein Mund von Verleugnung singt, ob du verlangst, deine Liebe und Lust von allen eitlen, sichtbaren Schattendingen dieser Erde auf ewig abzuwenden und hingegen deine ganze Freude und dein Vergnügen allein in deinen Seelenfreund Jesum zu stellen. Um dich und mich hierzu zu erwecken und in einem solchen Sinn zu stärken, eben darum hat der gütige Gott uns solche Liebe aufschreiben und in die Hände kommen lassen.

Hast du etwa ein Lied vor dir, das von der Geburt, vom Leiden, von der Auferstehung unseres Heilands Jesu oder von einigen anderen Geheimnissen seines großen Erlösungswerks handelt, so glaube sicher, o Seele, dass dir Gott dadurch seine unermessliche Liebe anpreisen und dich zur Gegenliebe und wirklichen Annahme dieses Heilands nötigen will. Siehe dann wohl z u, ob du auch in lebendiger Erfahrung dein tiefes Elend und gründliches Unvermögen, dir zu raten und zu helfen erkennst, wie auch die unumgängliche Notwendigkeit eines solchen Erlösers, wenn du je aus deinem Sündenjammer und tiefen Verderben herausgerissen und mit Gott, deinem Ursprung, in Zeit und Ewigkeit wieder vereinigt werden sollst. Denke daran: Ach, was würde es mir nützen, dass ich von einem solchen liebenswürdigen, mächtigen, teuren Seligmacher höre, lese und singe, wenn dieser Jesus nicht auch  m e i n   J e s u s  wird, der auch mich selig macht von allen meinen Sünden. Was würde es mich trösten können, dass Gott also die Welt geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab? Soll es mir zugute kommen, so muss ich ihn auch in wahrem Glauben annehmen und mich ihm zu eigen ergeben, wenn ich anders unter die gehören will, die nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3,16).

Handelt etwas das vorkommende Lied vom  L o b e  G o t t e s, so denke, dass dich Gott eben dadurch an deine große und höchste Pflicht erinnern und dich aufmuntern will zu dem Geschäfte, wozu er dich geschaffen und erlöst hat, nämlich zu Seinem Lob und zu Seiner Verherrlichung.  

Seufze dann auch zugleich, dass er dir durch seinen Geist einen lebendigen Eindruck seiner Herrlichkeit, seiner Liebe, Treue und Wohltaten geben möchte, damit du ihn nicht nur mit dem Munde, sondern von ganzem Herzen und in lebendigem Glauben anbeten, verherrlichen und preisen möchtest. Und fasse dabei einen aufrichtigen Vorsatz, durch seinen Beistand in kindlicher Furcht und Gottseligkeit vor seinem Angesicht zu wandeln in allen deinen Wegen, damit nicht dein Leben Gott verunehre, während dein Mund ihn lobt usw.  Und gewiss wäre es nicht ohne Erbauung, wenn immer vor dem Singen solche Ermahnungen nach der Art des gewählten Gesangs den Sängern ans Herz gelegt würden.

Denn so müssen wir den im Anfang dieser Abhandlung genannten Zweck all solcher äußeren Hilfsmittel bei ihrem Gebrauch hauptsächlich im Auge behalten, dass wir dadurch nur immer mehr aufs neue aufgeweckt, aus unserer Zerstreuung in die Kreatur eingesammelt und so geschickter gemacht werden, die inneren Wirkungen Gottes in unserem Herzen wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben, damit wir dadurch gründlich geheiligt und zum Dienst Gottes im Geist und in Wahrheit zubereitet werden möchten. Die Betrachtung dieses Hauptzwecks muss auch Maß und Regel geben, wie viel und wie weit wir uns solcher Hilfsmittel bedienen dürfen. Wo man dies nicht in acht nähme, so würde uns eben das zuweilen zum Aufenthalt und Schaden gereichen, was uns sonst nützlich sein könnte".

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© Siegfried Martin