Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele: Weihnachten, Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

Albert und Helene

Schweitzer

"Arbeiter im Weinberg" und Urwald

 

 

Kurzbiographie:

 

Geb.14. 01. 1875 in Kayserberg (Elsass), gest. 4.09.1965 in Lambaréné (Gabun)

Albert Schweitzer wurde als zweites Kind in einer Pfarrersfamilie in Kayserberg geboren. Aufgewachsen ist er in Günsbach, wo der Vater als Pfarrer tätig war. Neben der Schulbildung, er machte 1893 sein Abitur, legte die Familie Wert auf eine gute musikalische Ausbildung.

Nach seinem Studium von 1893-1898 in Theologie und Philosophie war er als Privatdozent, und von 1903 – 1906 als Direktor des St. Thomas Stifts in Strassbourg, tätig.

Im Alter von 30 Jahren, 1905, beschloss er Medizin zu studieren. 1913, zwischen­zeitlich mit Helene Bresslau verheiratet, ging er als Missionsarzt nach Lambaréné , wo er in seinem Tropenhospital eine Lebrastation leitete.

Von Albert Schweitzer gibt es grundlegende Werke zur Theologie, z. B. „Reich Gottes und Christentum“, Religionsphilosopie und Musikgeschichte. Außerdem war er ein sehr guter Organist.

 

Seine Publikationen zeugen vom Einsatz für Wahrheit, Frieden, Freiheit und Mensch­lichkeit. Dazu gehörte, seine Stimme gegen das Wettrüsten und gegen den Einsatz von Atomwaffen, zu erheben.

Albert Schweitzer starb 90 jährig und wurde neben seiner Frau, die 1957 gestorben war, in Lambaréné begraben. Leider geht der für sein Lebenswerk unverzichtbare Einfluss von Helene Schweitzer (geb. Bresslau) meist unter (s.https://albert-schweitzer-heute.de/ueber-albert-schweitzer/helene-schweitzer). Dabei ist dieses Paar auch ein besonders gutes Beispiel für die Formulierungen eines Teilhard de Chardin über den Einfluß des Weiblichen (s. Adam und Eva – ein Fleisch?).

 

 

 

 

Die Welt mag ihn vergessen, die Wahrheitssucher finden ihn.


Was er geschrieben hat, hat er gelebt,

was er gelebt hat, hat er beschrieben.

nicht um der eigenen Ehre Willen,

sondern zur Ehre seines Schöpfers.

 

 

Von A. Schweitzer können wir Wesentliches erfahren zur Kultur, Weltanschauung und Ethik, zur Mystik und den Unterschieden der Weltreligionen, und auf welche Weise sich z.B. die Wahrheit verbreiten sollte.

 

Über seinem gesamten Lebenswerk steht der Satz: „Ehrfurcht vor dem Leben“. Er forderte eine Lebenshaltung, eine Achtsamkeit und Liebe für jegliches Leben dieser Welt.

 

 

Die Aktualität der Analyse des gesellschaftlichen Lebens und ihrer Schwächen, haben mich zu der folgenden Auswahl veranlasst:

 

In „Gesammelte Werke“, 1914-1917, schrieb Schweitzer über den Niedergang der Kultur. Die Ursachen des Niederganges und die Gesinnungen in der Gesellschaft, trugen schließlich dazu bei, dass nicht nur 1. und 2. Weltkrieg folgten, sondern bis heute kriegerische Auseinan­dersetzungen in vielen Teilen der Welt zu beklagen sind. Seine Aussagen haben nichts an Aktualität verloren. Dass es mehr als 100 Jahre später immer noch Kriege gibt, zeigt, dass trotz dieser Erkenntnisse sich die Evolution des Bewusstseins einer breiten Mehrheit, sehr viel Zeit nimmt, bzw. benötigt.

 

Nachstehend möchte ich an einige der wesentlichen Zitate zu den Erkenntnissen Schweitzers erinnern:

 

Verbreitung der Wahrheit:

 

Unöffentlich muss eine neue öffentliche Meinung entstehen. Die jetzige erhält sich durch die Presse, Propaganda, Organisationen und Macht- und Geldmittel (Anm: Das Internet und Sozial Media spielen, negativ oder positiv, bei der Verbreitung von Lüge oder Wahrheit inzwischen eine bedeutende Rolle).

 

Dieser unnatürlichen Verbreitung von Ideen hat sich die natürliche entgegenzu­setzen, die von Mensch zu Mensch geht und nur mit der Wahrheit des Gedankens und der Empfänglichkeit für die Wahrheit rechnet.

 

Ungewappnet, in der primitiven Kampfesweise des Geistes, muss sie gegen die anderen angehen; die ihr wie Goliath dem David in der mächtigen Rüstung der Zeit entgegentritt (die Wahrheit tritt an wie ein David in der Ritterrüstung Gottes, die im Brief an die Epheser, Kap. 6 beschrieben ist).

 

Die über organisierten Kollektivitäten fürchten die Persönlichkeit, weil der Geist und die Wahrheit, die sie stumm haben möchten, in ihr zu Wort kommen können. Ihre Macht ist so groß, wie ihre Furcht. Mit den Kollektivitäten sind in tragischer Weise die wirtschaftlichen Verhältnisse verbündet. Mit grausiger Härte erziehen sie den moder­nen Menschen zum unfreien, zum ungesammelten, zum unselbständigen, zum humanitätslosen Wesen“.

 

 

Schweitzer war überzeugt: Dem EINEN im Einzelnen ist es möglich, denn

das Ethische entwickelt (kommt nur) sich im Einzelnen (zustande).

 

Mit unserem Vertrauen auf die Tatsachen hängt unser Vertrauen auf die Organisatio­nen zusammen. Wie eine fixe Idee geht es durch das Tun und Versuchen unserer Zeit, dass, wenn es uns gelänge, die Institutionen unseres öffentlichen und gesell­schaftlichen Lebens in dem oder jenem Sinne zu vervollkommnen oder umzuge­stalten, der von der Kultur erforderte Fortschritt sich von selber einstellen würde. Von einem einheitlichen Plan zur Reform unserer Einrichtungen sind wir zwar weit ent­fernt. Andere glauben der Fehler liege darin, dass die demokratischen Prinzipien noch nicht konsequent genug in Wirkung sind. Wieder andere sehen das Heil in einer sozialistischen, kommunistischen (o. autokratischen) Organisation der Gesellschaft. Alle aber stim­men sie darin miteinander überein, dass sie die Zustände der Kulturlosigkeit, in denen wir leben, aus einem Versagen der Institutionen herleiten und Kulturzustände aus einer Neuorganisation der Gesellschaft erwarten.

Alle miteinander meinen sie, dass aus neuen Institutionen auch ein neuer Geist käme.

 

In diesem furchtbaren Irren sind nicht nur die Gedankenlosen, sondern auch viele der Ernstesten unter uns befangen. Der Materialismus unserer Zeit kehrt das Verhält­nis zwischen dem Geistigen und dem Wirklichen um. Er meint, ein geistig Wertvolles könne sich als Wirkung von Tatsachen ergeben. Wurde doch sogar vom Kriege erwartet, dass er uns geistig regeneriere!

 

In Wahrheit aber funktioniert das Verhältnis nur im dem umgekehrten Sinne.

 

Ein vorhandenes wertvolles Geistiges kann zweckmäßig auf die Gestaltung der Wirk­lichkeit einwirken und so Tatsachen hervorbringen, die wertvolles geistiges Leben unterhalten. Alle Institutionen und Organisationen haben nur eine relative Bedeutung (Anm.: s. Dr. Ulrich Warnke, zur Quantenphilosophie).

 

Der letzte Entscheid über die Zukunft einer Gesellschaft liegt nicht in der größeren oder geringeren Vollendung ihrer Organisation, sondern in der größeren oder gerin­geren Wertigkeit ihrer Individuen. Das Ethische aber kommt nur im Einzelnen zustan­de“ (Kann man bei einem Menschen von Wertigkeit sprechen ? A. Schweitzer hat dies möglicherweise im Sinne von mehr oder weniger Fruchtbarkeit im Sprachge­brauch der hl. Schrift gemeint).

 

 

Aus Verfall und Wiederaufbau der Kultur (gesammelte Werke) kommen die folgenden Gedanken, die A. Schweitzer als Ursachen für den sich abzeichnenden Niedergang beschreibt.

 

Wir stehen im Zeichen des Niedergangs der Kultur.

Das Entscheidende war das Versagen der Philosophie.

 

Aus einem Arbeiter am Werden einer allgemeinen Kulturgesinnung war die Philo­sophie nach dem Zusammenbruch in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ein Rentner geworden, der sich gern von der Welt mit dem, was er sich gerettet hatte, beschäftigte. Sie wurde zur Wissenschaft, die die Ergebnisse der Naturwissen­schaften und der historischen Wissenschaften sichtete und als Material zu einer zu­künftigen Weltanschauung zusammentrug und dementsprechend einen gelehrten Betrieb auf allen Gebieten unterhielt. Der schöpferische Geist hat sie verlassen. Mehr und mehr wurde sie zu einer Philosophie ohne Denken.

 

Weltfremd war sie geworden, bei allem Wissen. Die Lebensprobleme, die die Men­schen und die Zeit beschäftigten, spielten in ihrem Betrieb keine Rolle. Ihr Weg lief abseits von dem des allgemeinen geistigen Lebens. Wie sie von diesem keine An­regungen empfing, so gab sie ihm auch keine. Weil sie sich mit den elementaren Problemen nicht beschäftigte, unterhielt sie keine Elementarphilosophie, die zur Popularphilosophie werden konnte.

 

Alles Tiefe ist zugleich ein Einfaches und lässt sich als solches wiedergeben, wenn nur die Beziehung auf die ganze Wirklichkeit gewahrt ist. Es ist dann ein Abs­traktes, das von selbst vielgestaltiges Leben gewinnt, sobald es mit den Tatsachen in Berührung kommt.

 

Die Philosophie arbeitete unentwegt an der Aufstellung einer theoretischen Totalwelt­anschauung weiter, als ob sie damit alles wiederherstellen könnte, und überlegte nicht, dass diese Weltanschauung, selbst wenn sie fertig würde, weil nur aus Ge­schichte und Naturwissenschaft erbaut und dementsprechend unoptimistisch und un­ethisch, immer „kraftlose Weltanschauung“ bleiben würde und nie die zur Begrün­dung und Aufrechterhaltung von Kulturidealen notwendigen Energien hervorbringen könnte.

 

 

Was versteht A. Schweitzer nun unter Kultur?

Er versteht Kultur zunächst als materiellen und geistigen Fortschritt der Einzelnen und der Kollektivitäten (Gemeinschaften).

 

Die Kultur ist in ihrem Wesen nach also zwiefach. Sie verwirklicht sich in der Herr­schaft der Vernunft über die menschlichen Gesinnungen.Die die Kultur gefährdenden wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Zeit gehen zu einem Teil darauf zurück, dass wir uns die Naturkräfte in Maschinen dienstbar gemacht haben. Sodann aber bietet nur die Herrschaft der Vernunft über die menschlichen Gesinnungen die Gewähr da­für, dass die Menschen und die Völker die Macht, die ihnen die dienstbar gemachten Naturkräfte verleihen, nicht gegeneinander brauchen und sich so gegenseitig in ei­nen Kampf ums Dasein bringen, der viel furchtbarer ist, als der des Menschen im Na­turzustande (man denke an die noch folgenden Kriege). Normales Kulturbewusstsein besteht also nur da, wo die Unterscheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Unwesentlichen der Kultur vorhanden ist.

 

Wohl sind beide Fortschritte geistig in dem Sinne, dass sie auf eine geistige Leistung des Menschen zurückgehen. Dennoch darf man den mit der Herrschaft über die Na­turkräfte gegebenen als den materiellen bezeichnen, weil in ihm die Bewältigung und Dienstbarmachung der Materie zustande kommt.

Die Herrschaft über die menschlichen Gesinnungen hingegen ist die geistige Errungenschaft im besonderen Sinne, weil sie mit dem Wirken des Geistes auf den Geist, das heißt der überlegenen Kraft auf die überlegende Kraft, zu tun hat ( Anm.: Spriritualität und Vernunft müssen sich nicht ausschließen).

 

Worin besteht die Herrschaft der Vernunft über die Gesinnungen?

 

Darin, dass die Einzelnen und die Kollektivitäten ihr Wollen durch das materielle und geistige Wohl des Ganzen und der Vielen bestimmt sein lassen, das heißt ethisch sind.Diese moralistische Auffassung der Kultur mutet rationalistisch-altmodisch an. Im Geiste unserer Zeit liegt es mehr, die Kultur als eine natürliche, ach so interessant komplizierte Lebenserscheinung in der Entwicklung der Menschheit aufzufassen.

Aber nicht auf das, was geistreich ist, sondern auf das, was wahr ist kommt es an.

 

In diesem Falle, ist das EINFACHE die WAHRHEIT - die unbequeme Wahrheit, mit der wir uns abzuarbeiten haben.

 

 

 

Kulturhemmende Umstände in unserem wirtschaftlichen und geistigen Leben:

 

  1. Unfreiheit

 

Materielle und geistige Freiheit gehören zusammen. Die Kultur setzt Freie voraus. Nur von diesen kann sie gedacht und verwirklicht werden.Bei modernen Menschen aber ist sowohl die Freiheit als auch die Denkfähigkeit herabgesetzt.

Hätten die Verhältnisse sich so entwickelt, dass ein bescheidener und bleibender Wohlstand immer weiteren Kreisen zuteil geworden wäre, so hätte die Kultur davon viel größere Vorteile gehabt als von allen materiellen Errungenschaften, die in ihrem Namen gepriesen werden. Diese macht zwar die Menschheit als solche freier von der Natur, als sie früher gewesen war. Zugleich aber vermindert sie die Zahl der un­abhängigen Existenzen.

 

  1. Überanstrengung

 

Seit zwei oder drei Generationen leben so und so viele Individuen nur noch als Arbei­tende und nicht mehr als Menschen.

Die gewöhnliche Überbeschäftigung des modernen Menschen in allen Gesellschafts­kreisen hat zur Folge, dass das Geistige in ihm verkümmert. (Anm: die Erfahrung fehlte ihm, dass dies auch bei der 35 Std.-Woche möglich ist).

 

Indirekt wird er schon in seiner Kindheit davon betroffen. Seine Eltern, in dem uner­bittlichen Arbeitsdasein gefangen, können sich ihm nicht in normaler Weise widmen. Damit kommt etwas für seine Entwicklung unersetzliches in Wegfall.

Später, selber der Überbeschäftigung unterworfen, verfällt er mehr und mehr dem Bedürfnis nach äußerlicher Zerstreuung. Sich sammeln fällt ihm schwer. Ablenkung von sich selbst, absolute Untätigkeit und Vergessen sind ein physisches Bedürfnis für ihn. Als ein Nichtdenkender will er sich verhalten. Nicht nach Bildung sucht er, son­dern Unterhaltung, und zwar solche, die die geringsten Anforderungen stellt. (zig Fernseh­sender haben sich auf das Bedürfnis eingestellt).

Daraus kann man wiederum eine umfassende Rückwirkung auf die Gesellschaft z. B. Oberflächlichkeit ableiten. Der Geist, den die Gesellschaft der Ungesammelten her­vorgebracht hat, tritt als eine stetig wachsende Macht unter uns auf. Eine herabge­setzte Vorstellung vom Menschen bildet sich unter uns aus.

 

3) Unvollständigkeit

 

 

Die ungeheure Ausdehnung und Steigerung des Wissens und Könnens führt mit Not­wendigkeit dazu, dass die Betätigung des Einzelnen immer mehr auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt wird. (Spezialisten u. Experten) Die erzielten Resultate sind groß­artig. Aber die geistige Bedeutung der Arbeit für den Arbeitenden leidet. Nur ein Teil seiner Fähigkeiten, nicht der ganze Mensch, wird in Anspruch genommen. Die übt eine Rückwirkung auf sein Wesen aus.Persönlichkeitsbildende Kräfte, die in den um­fassenden Arbeitsaufgaben liegen, kommen bei den weniger umfassenden, die dem­entsprechend im allgemeinen Sinne des Wortes geistloser sind, in Wegfall.

 

Beispielsweise versteht der Handwerker seinen Beruf nicht mehr so von Grund auf wie sein Vorgänger. Er beherrscht die Verarbeitung des Holzes, des Metalls nicht mehr durch alle Phasen hindurch wie jener, weil ihm durch Menschen und Maschi­nen so und so viel vorgearbeitet wird. Sein Überlegen, Vorstellen und Können wird nicht nach immer neuen Seiten in Anspruch genommen.

Das Schöpferische und Künstlerische in ihm verkümmert.

 

  1. Humanitätslosigkeit

 

Das normale Verhalten von Mensch zu Mensch ist uns erschwert. Durch die Hast un­serer Lebensweise, durch den gesteigerten Verkehr und durch das Zusammenarbei­ten und Zusammenwohnen auf engem Raum kommen wir fortwährend und in man­nigfachster Weise als Fremde mit Fremden zusammen. Die uns auferlegte Beschrän­kung in der Bestätigung des natürlichen Menschtums ist so allgemein und so alltäg­lich, dass wir uns an sie gewöhnen und unser unpersönliches Verhalten nicht mehr als etwas Unnatürliches empfinden.

Die gegen Unbekannte auf jede Weise betonte Unnahbarkeit und Teilnahmslosigkeit wird gar nicht mehr als innere Rohheit empfunden, sonder gilt als weltmännisches Verhalten.

Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken. Das Fortschreiten zur entwickelten Inhumani­tät ist dann nur noch eine Frage der Zeit.

 

5) Überorganisation

 

So gewiss es ist, dass geregelte Zustände Voraussetzung und zugleich Folge der Kultur sind, so sicher ist auch, dass von einem gewissen Punkte ab das äußere Organisieren auf Kosten des geistigen Lebens geht.Ist auf irgendeinem Gebiete eine umfassende Organisation geschaffen worden, so sind die Resultate zunächst glänzend; nach einiger Zeit aber nehmen sie ab.Je konsequenter die Organisation sich ausbaut, desto stärker äußert sich ihre hemmende Wirkung auf das Produktive und Geistige.

 

Es gibt Kulturstaaten, die sich von den Folgen einer weit zurückliegenden, allzu ein­greifenden Zentralisierung der Verwaltung weder wirtschaftlich noch geistig erholen können.

 

Politische, religiöse und wirtschaftliche Gemeinschaften sind heute bestrebt, sich so zu gestalten, dass sie die größtmögliche innere Geschlossenheit und damit den höchsten Grad äußerer Wirkungsfähigkeit erlangen. Verfassung, Disziplin und was sonst noch zum Technischen gehört, werden auf eine früher unbekannte Voll­kommenheit gebracht. Das Ziel wird erreicht. Aber in demselben Maße hören alle die Kollektivitäten auf, sich als Lebendige Organismen zu betätigen und treten immer mehr in Analogie zu vervollkommneten Maschinen. Ihr inneres Leben verliert an Reichtum und Vielgestaltigkeit, weil die Persönlichkeiten in ihnen notwendig verküm­mern.

 

 

 

Mit der preisgegebenen Unabhängigkeit des Denkens haben wir, wie es nicht anders sein konnte, den Glauben an die Wahrheit verloren (politisch –Fraktionszwang).

Unser geistiges Leben ist desorganisiert.

Weil wir so auf die Urrechte der Individualität verzichten, kann unser Geschlecht kei­ne neuen Gedanken hervorbringen oder vorhandene in zweckmäßiger Weise er­neuern, sondern es erlebt nur wie die bereits geltenden immer größere Autorität er­langen, sich immer einseitiger ausgestalten und sich bis in die letzten und gefähr­lichsten Konsequenzen ausleben.( das 3. Reich war nicht mehr fern)

 

Aufgabe: Heute handelt es sich darum, die vielen Einzelnen dazu zu bringen, sich aus der selbstgeschaffenen geistigen Unselbständigkeit herauszuarbeiten. Kann es eine schwere Aufgabe geben ? – fragt A. Schweitzer.

 

Nicht nur in intellektueller sondern auch in ethischer Hinsicht ist das Verhältnis zwi­schen dem Einzelnen und der Gesamtheit gestört. Mit der eigenen Meinung gibt der moderne Mensch auch das eigene sittliche Urteil auf. Um gut zu finden, was die Kollektivität in Wort und Tat dafür ausgibt, und zu verurteilen, was sie für schlecht er­klärt, unterdrückt er die Bedenken, die in ihm aufsteigen. So verliert er sein Urteil an das der Masse und seine Sittlichkeit an die ihre.

 

 

Albert Schweitzer verdeutlicht mit nur wenigen Punkten, dass der Einzelne sich nur durch die Wahrheit von der geistigen Unselbständigkeit lösen kann.

 

Eigene Kraft jedoch schafft es nicht – es bedarf der Umkehr, wie sie von Jesus verkündet wird. In ihm ist Wahrheit, er ist der Weg, und in ihm das Leben.

 

 

 

 

 

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© Siegfried Martin