Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele:  Erntedank, Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

 

Text aus „Das Segel ist die Liebe“, herausgegeben v. Manfred Baumotte im Benziger Verlag (1998)

Unter das Thema „die Lebenswende“ – oder „der Weg nach Innen“ ordnet der Herausgeber die Predigt von Johannes Tauler zu Matthäus 6,33: Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit…

 

„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und euch werden alle Dinge zugeworfen“ (Matthäus 6,33 ).Hier gibt unser Herr ein sehr deutliches Gleichnis und weist den Menschen hin auf das Kraut des Gartens und auf die unvernünftigen Vögel des Himmels und sagt: „Sehet an die Lilien des Ackers, die spinnen und nähen nicht, und Salomo in all seiner Weisheit und seinem Reichtum war doch nie gekleidet wie eine von diesen; -und die Vögel des Himmels, sie säen nicht und schneiden nicht und sammeln nicht in die Scheuern, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.
Seid ihr denn nicht besser als deren einer ? „»Und ich sage euch: «Ihr sollt nicht sorgen für eure Seele, was ihr essen, und auch nicht für euren Leib, womit ihr euch kleiden sollt. Und ihr sollt nicht sagen: „Was essen wir? oder: Was trinken wir? -oder: Womit kleiden wir uns? - denn diese Dinge begehren die Menschen. Euer himmlischer Vater weiß wohl, dass ihr dies alles bedürfet.“ Und er schilt und sagt: „Ihr Kleingläubigen, was sorgt ihr? Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so werden euch alle Dinge zugeworfen. „Kinder, davor sagt er, dass niemand zwei Herren dienen könne: Gott und dem Reichtum; den einen muss er lieben und den anderen hassen. Es ist ein Wunder und ein unbegreiflich Ding, das hierin beschlossen ist. Wir sollten dies Evangelium recht vor unsere Augen setzen, es sollte gewissermaßen unser Paternoster sein. Wie klar unser Herr uns hier die Wahrheit lehrt mit offenkundigen Worten und guten, wahren Gleichnissen, und wie er hier alle Sorge umvergängliche Dinge verbietet und sagt: „ Wer von euch kann mit seiner Sorge seinem Leibe an Länge etwas zusetzen? Ihr  Schwachgläubigen! „ Kinder, an dieser Rede seht ihr wohl, wie wenig alle Menschen in der Welt gemeiniglich der Wahrheit ähnlich leben! Es ist ein heimliches Gebrechen unter der Sorge verborgen: das ist der leidige Geiz, der von den sieben Hauptsünden eine ist. Diese Sünde tut –ohne dass man es merkt, den allermeisten Schaden auf Erden.
Achte ein jeder Mensch einmal darauf und sehe, wie erstaunlich viel Arbeit, Fleiß, Zeit und Behendigkeit [aus Habsucht] erdacht und geübt wird von jedem gegen seinen Nächsten. Ach, wollte man die Materie gründlich anfassen, wann würde man zu Ende kommen? Gebt mir indessen Erlaubnis, ein wenig davon zu sprechen.
Achtet darauf, wie wenig jemand Gott, der doch alle Dinge kann, zu trauen wagt, und sich sorgt und schafft und wirkt und wie ein jeglicher tut, als ob er ewig leben würde. Das alles kommt aus diesem Grunde. Sähe man recht da hinein, man möchte wohl darüber erschrecken, wie der Mensch in allen Dingen allen Menschen gegenüber das Seine sucht, in Worten, in Werken, in Gaben, im Dienst, immer das Seine, es sei Lust oder Nutzen oder Ehre oderDienst, immer etwas für sich: dies wird gesucht und bezweckt in allen Dingen, in Gott und in Kreaturen. Dieses Gebrechen ist so tief gewurzelt, dass alle Winkel des Menschen davon gänzlich voll sind, die irdischen Dinge zu sehen, gerade wie das krumme Weib, von dem das Evangelium spricht {Lukas 13,11), die ganz zur Erde gebückt war und nicht aufsehen konnte. Armer, blinder Mensch, warum traust du Gott, der dir soviel Gutes getan und dich von der vergifteten Sorge der bösen, falschen Welt erlöst hat, nicht zu, dass er dir auch so geringwertige, kleine Dinge, wie deine Notdurft sie verlangt, geben werde?
Unser Herr sagt, man könne nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Reichtum, „sondern sucht zuerst“ -

d. h. vor allem und über alles –„das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alle anderen Dinge werden euch zugeworfen werden“. Er sagt nicht: „gegeben“, sondern „geworfen werden“, als ob er damit "Sagen will: es ist nicht wert, eine Gabe zu heißen. Darum sagt er: „wird euch zugeworfen werden.“ Wie sehr nach diesen unnützen, schnöden Dingen getrachtet, wie sehr sie geliebt und gesucht werden, heimlich und öffentlich, und welche Sorge man darum hat, wie man sie ungeordnet begehrt und in Haufen hält -das ist ein unergründliches Gebiet, davon will ich weiterhin schweigen.
Nun sagt der heilige Petrus: „ Werfet alle eure Sorge auf Gott, denn er sorgt für euch“ (I. Petrus 5,7). Die Sorge um die äußerlichen Dinge tut dreierlei großen Schaden im Menschen: sie blendet zunächst die Vernunft und den Verstand, sie löscht ferner das Feuer der Liebe, in Ernst und Hitze, aus, und sie verdirbt und verbaut die Wege des inwendigen Zugangs zu Gott gerade wie ein böser Nebel und ein dicker Rauch, der aufsteigt und dem Menschen seinen Atem verdirbt. Diese Sorge wird geboren aus der Sünde und Untugend des Geizes. Seht euch vor, womit ihr umgeht, solange ihr noch in der Zeit seid, und sucht das Reich Gottes, damit es gefunden und entdeckt werde, wo es verborgen liegt: im Grunde der Seele, und dort nicht verdirbt. Es gehört freilich mancher Kampf dazu; denn es wird nimmer recht gefunden, wenn nicht erst die Gebrechen abfallen, und das geht nicht mit einem Tage. Was der Mensch Gewaltiges gewinnen soll, das muss er mit Arbeit und mit Fleiß erkämpfen; ehe man den äußeren Menschen von der Liebe zu vergänglichen Dingen und der äußeren Sorge um sie abzieht, dazu gehört ein gar flinker Fleiß.
Denn es steckt verborgen in der Natur im tierischen Grunde, dass der Mensch in allen Dingen das Seine sucht: in Worten, in Werken, in Weisen, in Diensten, in Freundschaft. Weil dieses leidige Suchen der Natur überall verborgen wirkt, so wollen sie auch -sogar in Gott -immer etwas haben: Trost, Erleuchtung, Gefühl oder Empfindung, immer wollen sie etwas haben und wollen gern das Himmelreich haben. „Man muss“, so sagt man, „wohlleiden im heiligen Christenglauben, so gibt Gott es dir gern. Tu große Werke und übe dich in allen guten Tugenden: Gott wird dir großen Lohn geben, sofern du dich nur hütest, deinen Nächsten zu richten, und dich selbst nicht für besser hältst als einen anderen. Denn tätest du das, so weiß ich wahrlich nicht, ob dir etwas dazu teil werde.“
Kinder, hütet euch vor diesem behenden Suchen der Natur, dass man geistliche, gute Übungen um leiblicher, zeitlicher Dinge willen suche. Das ist ganz und gar wider die Gerechtigkeit; denn Gott ist von Natur ein rechtes Ziel aller Dinge, und du setzest da an seine Stelle als Ziel deiner Werke ein böses, schnödes, vergängliches Ding. Wir sollen die Gerechtigkeit Gottes suchen. Dies aber ist wider seine Gerechtigkeit.
Kinder, auf den Grund in euch achtet und sucht das Reich Gottes und allein seine Gerechtigkeit, d. i., suchet Gott allein, der ist das wahre Reich. Dieses Reich begehren wir, und jeder Mensch bittet darum alle Tage im Vaterunser. Kinder, das Vaterunser ist ein allzu hohes, starkes Gebet. Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Gott ist sein eigenes Reich. Auf dieses Reich beziehen sich alle vernünftigen Kreaturen, daher kommen sie, und dahin streben sie. Das ist das Reich, um das wir bitten: Gott selbst in all seinem Reichtum. In dem Reiche wird Gott unser Vater, und da beweist sich die väterliche Treue und die väterliche Kraft. Und dadurch, dass er Raum zu wirken in uns findet, wird der Name Gottes geheiligt und vergrößert und erkannt: Das ist sein Geheiligt werden in uns, dass er in uns regieren kann und sein rechtes Werk in uns wirken kann; da wird sein Wille hier auf Erden wie dort im Himmel, d.h. in uns wie in ihm selber, in dem Himmel, der er selber ist. Ach, wie gibt man sich hierin so oft auf, hinein in Gottes Willen, nimmt sich aber ebenso schnell wieder und entfällt dem!   Fang nur von neuem wieder an und gib dich ihm wieder auf, gib dich dem göttlichen Willen gefangen in rechter Gelassenheit und traue der väterlichen Kraft, die alle Dinge vermag und die du so oft und oft offensichtlich wahrgenommen hast und alle Stunden und Tage wahrnimmst. Getraust du dich nicht, dich ihr zu lassen? Suche seine Gerechtigkeit; darin besteht seine Gerechtigkeit, dass er bei denen bleibt, die ihn innerlich suchen, ihn im Sinne haben und sich ihm lassen. In solchen Menschen herrscht Gott. Allen, die sich in rechter Gelassenheit zu Gott halten und sich ihm lassen, fällt alle ungeordnete Sorge ab. Nicht etwa, dass man Gott versuchen soll; sondern man muss sehr wohl eine vernünftige, weise Vorsicht für alle ordentlichen Dinge haben, wie es dir und deinen Nächsten gebührt, dir und der allgemeinen Liebe zu Dienste, und jedes Ding werde, wie es kommt, in guter Ordnung und mit Besonnenheit getan. Und dasselbe, was man untätig im Sinne hatte, dasselbe soll man auch in aller Tätigkeit im Sinne haben, man wirke, man rede, man esse, man trinke, man schlafe, man wache: habe ganz und gar ihn im Sinne und nicht das Deine.
 Nun könnte man dazu, dass Gott niemand verlässt, der ihm vertraut, sagen: Er lässt doch oft gute Menschen große Gebrechen leiden. Das tut er, wie Bischof Albrecht (Albertus Magnus) sagt, aus drei Gründen.
Einmal: Weil er den Menschen versuchen will, ob er wirklich ihm zu glauben und zu vertrauen wagt. Darum lässt Gott oft den Menschen in Not kommen, damit er ihn Gelassenheit lehre, und auch damit jener, wenn er ihm aus der Not geholfen, ihn dann erkenne und seine Freundschaft und seine Hilfe, so dass seine Liebe und Dankbarkeit dadurch wachse.
Suche also zuerst das Reich Gottes, d. i. nackt und bloß Gott, nichts anderes. Wenn alle Neigungen abgeworfen werden, so geschieht der Wille Gottes auf Erden wie im Himmel, d. h. so, wie der Vater im Himmel, d. i. in seinem Sohne, ewige Gewalt hat; wenn der Mensch hierin steht, nichts anderes als dieses im Sinne habend, wollend und begehrend, so wird er selbst Gottes Reich, und Gott herrscht in ihm: da sitzt dann der ewige König herrlich auf seinem Thron und gebietet und regiert in dem Menschen.
Dieses Reich ist eigentlich in dem Allerinnersten des Grundes: wenn der Mensch mit allen Übungen den äußersten Menschen in den inwendigen, vernünftigen Menschen zieht, und wenn dann die beiden Menschen, das sind die sinnlichen und die vernünftigen Kräfte, sich völlig hinaustragen in den allerinwendigsten Menschen, in die Verborgenheit des Geistes, in der das wahre Bild Gottes liegt, und wenn sich dieses dann völlig in den göttlichen Abgrund schwingt, in dem der Mensch ewig in seiner Ungeschaffenheit war - dann, wenn Gott den Menschen so in Lauterkeit und in Nacktheit sich zugekehrt findet, so neigt sich der göttliche Abgrund und sinkt in den lauteren, ihm zugekehrten Grund und überformt den geschaffenen Grund und zieht ihn durch die Überformung in die Ungeschaffenheit, so dass der Geist ganz eins mit ihm wird.
Könnte der Mensch sich darin sehen, er sähe sich so edel, dass er völlig glaubte, Gott zu sein, und sähe sich hunderttausendmal edler, als er an sich selbst ist, und sähe alle Gedanken und Gesinnungen, alle Worte und Werke, alles Wissen seiner selbst und aller Menschen; alles, was je geschah, würdest du von Grund aus erkennen, wenn du in dieses Reich kommen könntest, und in diesem Adel wäre alle Sorge aus- und abgefallen. Das ist das Reich, das man zuerst suchen soll, und seine Gerechtigkeit:-nämlich dass man in allen Schickungen ihn als rechtes Ziel aller unserer Gesinnungen setze, in all unseren Werken, und ihm vertraue. Wie Gott nie zu viel Menschen gewinnen kann, so kann der Mensch Gott nie zu viel vertrauen, wenn anders es ein Vertrauen in rechter Weise wäre und er seine Sorge so abwürfe, wie er gesagt hat.
Dennoch sagt Paulus: „Ihr sollt sorgfältig sein, zu halten die Einigkeit des Geistes in dem Bande des Friedens“ (Epheser 4,3 ). Kinder, der Friede, den man im Geiste und in der Inwendigkeit findet, der bedarf wohl der Sorge; denn in dem Frieden findet man ja alles dies: da wird das Reich und die Gerechtigkeit entdeckt und gefunden. Den Frieden soll der Mensch sich von niemand nehmen lassen, wie die Dinge auch kommen: Schaden oder Nutzen, Ehre oder Schmach. Halte stets den inneren Menschen in wahrem Frieden, in dem Bande des Friedens, d. i. in allgemeiner, unparteiischer Liebe: jeden Menschen lieben wie sich selbst, und setzt vor euch das liebreiche Muster unseres Herrn Jesus Christus und seht an, wie seine Liebe gewirkt hat, die ihn mehr leiden ließ, als alle Heiligen oder alle Menschen je litten. Und er war in all seinen Tagen trostloser als je ein Mensch, und endete mit dem bitterlichsten Tod, den je ein Mensch starb, und dabei waren seine obersten Kräfte nicht weniger selig, als sie jetzt sind. Die ihm nun am allerwahrsten nachfolgen in äußerer Trostlosigkeit und in wahrem Elend von innen und von außen, ohne alle Stütze, und sich rein halten von aller Neigung und Anhänglichkeit, die kommen am aller edelsten und lautersten dahin, wo das Reich entdeckt und gefunden wird. Und darin liegt seine Gerechtigkeit, dass man dies in den wahren Fußspuren finde: in rechter, gelassener Trostlosigkeit, in williger Armut des Geistes, in Elend.
Damit wir nun alle das Reich so suchen, daß wir es in Wahrheit finden, dazu gehört, das wir uns selbst und alle fremde Sorge verlieren, denn unser Herr sagt: „Wer seine Seele verliert, der wird sie erhalten“ (Matthäus 16,2 5 ). Das geschieht in wahrer Selbstverleugnung des Menschen in allem, worin er sich auch befindet, von innen und von außen".

 

 

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© Siegfried Martin