Gleichnisse und Spiritualität
Gleichnisse und Spiritualität
Arbeiter im Weinberg
Arbeiter im Weinberg

PRACTICE OF THE PRESENCE OF
GOD THE BEST RULE OF A HOLY LIFE
Conversations and Letters by Brother Lawrence

Tageslauf, Jahreslauf und den Lauf der Seele, die sich öffnet für die barmherzige Liebe Gottes, beschreibt Tersteegen in seinen Liedern.

Beispiele:  Erntedank, Morgenlied, Gottes Gegenwart, Ermunterung der Pilger,

Gottes Güte. 

 

dieser Link führt zu einem der bekanntesten

Lieder " Ich bete an die Macht der Liebe"

https://www.youtube.com/watch?v=Ol98zhJXa9o

Wie wir lernen, nicht aus dem falschen, sondern aus dem wahren Selbst zu leben, zeigt der Psychiater Dr. Checkley am Beispiel von Bruder Lorenz.

Das Tersteegenhaus in Mülheim, war die ehemalige Wirkungsstätte von Gerhard Tersteegen 

http://heimatmuseum-tersteegenhaus.de/

 

Umgang mit Gott und sich selbst allein

 

Im Blick auf Jesus öffnen sich SEIN und WILLE   aus „ Weg der Wahrheit“.

 

Wer mit einem stillen und andächtigen Gemüt das Leben und Verhalten  JESU CHRISTI  von seiner Krippe an bis zu seinem Tod am Kreuz betrachtet, der wird die Fußtapfen zu unserer Nachfolge ganz deutlich und auf die vollkommenste Weise darin ein- und ausgedrückt finden. Wir wollen daher einiges hervorheben:

Der Heiland Jesus, der in dieser Welt wohl hätte ohne Sünde sein und dennoch in Ehre, Reichtum, Wollust und Freude leben können, hat solches alles dennoch, auch uns ein Vorbild zu geben, nicht haben wollen, sondern lieber Schmach, Armut und Kreuz erwählt (Hebr. 12,2). Er ließ dem Herodes und den Pharisäern ihren Staat, ihr Ansehen, ihre Schätze und Behaglichkeiten und lebte die meiste Zeit mit seinen geringen, verächtlichen Eltern in Nazareth, einem ganz verächtlichen und schlechten Ort, bei einer unansehnlichen Handarbeit, so ganz verborgen und stille, dass man kaum in der Welt gewusst oder gehört haben mag, dass zu Nazareth einer wäre, der Jesus hieße.

Er hätte in allen Stücken glänzend hervortreten können. Es fehlte ihm nicht an Verstand, Weisheit, Gaben und göttlicher Kraft. Er hätte von allen geistlichen und natürlichen Wissenschaften die vortrefflichsten Werke schreiben können, die alle Welt bewundert hätte und wodurch viel tausend Menschen nach unserm Urteil belehrt worden wären. Aber nein, er sollte und wollte so viel wie möglich seine Wunderwerke (Matth. 8,4;9,30) seine göttliche Hoheit (Matth. 16,20) und Herrlichkeit (Matth. 17,9) verborgen zu halten und floh, wo und wenn er gelobt (Luk. 11,27.28) und geehrt wurde (Joh. 6,15).

Sein Leben hier auf Erden sah er an als einen Durchgang. Ich bin in die Welt gekommen, hieß es, wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater (Joh. 16,28).Alle seine Beschäftigung war nur, in dem zu sein, das seines Vaters ist (Luk.2,49), ohne sich zu bekümmern um fremde Dinge, wozu er nicht in der Welt war. Und gleichwie er in seinem kurzen öffentlichen Leben sich so oft dem Volke entriss, um im Geheimen zu beten und manchmal ganze Nächte in der Einsamkeit im Gebet Gottes (Luk.6,12) und wunderbaren familiären Umgang mit seinem himmlischen Vater zubrachte, so ist auch leicht anzunehmen, dass in seinem langen verborgenen Leben zu Nazareth dies nicht weniger sein liebstes und stetes Hauptwerk gewesen sein wird.

David und Petrus sagen uns, dass der Heiland sich beständig übte, in der Gegenwart Gottes zu wandeln und sich in seinem himmlischen Vater innigst zu freuen. So führen sie ihn selbst redend ein: Ich sehe den Herrn allezeit vor meinen Augen, denn er ist mir zur Rechten, darum werde ich nicht bewegt werden. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge freuet sich usw. (Apg. 2,25.26). Und so ließ ihn sein Vater nicht allein, weil er sein Werk davon leiten ließ, IHM so nach den Augen zu sehen und allezeit das zu tun, was IHM gefällig war (JOh.8,29), in beständiger Ergebung seines Willens in den Willen des Vaters (Joh. 4,34; 6,38). Ja, aus Liebe zu IHM nahm er die allerbittersten Leiden willig und mit Freuden auf sich (JOh. 14,31).

 

Dabei ließ er die Schriftgelehrten und Pharisäer sich zanken über ihre besonderen Meinungen und sich schleppen mit ihren leiblichen Übungen und Menschensatzungen, lehrte sie dagegen mit Wort und Wandel das EINE, was Not war und woran es ihnen allen noch fehlte. Und gleichwie er sich nicht in die unnützen Streitfragen der Gelehrten seiner Zeit mischte, so ließ er sich auch in keine anderen Dinge ein, wozu er nicht gesandt war. Wer hat mich dazu gesetzt? (Luk. 12,14), war seine Antwort, wenn man ihn in fremde Händel ziehen wollte, obwohl er sonst umher ging und allen Gutes tat (Apg.10,38).

Jesus liebte einfältige, arme und verachtete Leute und ging gern mit ihnen um, wenn sie Verlangen zu Gott hatten. Er war in seiner Liebe unparteiisch (joh.4). Das samaritische Weib war ihm ebenso lieb wie der Schriftgelehrte Nikodemus (Joh. 3), wie nicht weniger die, die ihm zurzeit noch nicht nachfolgten (Luk. 9,49.50). Er wollte nicht einmal über die Irrenden einen Eifer gestatten (Luk. 9,54), noch die größten offenbaren Sünder verurteilen (Joh. 8,11). Das  e i n e  Werk, wozu er gekommen war, betrachtete und übte der Tag und Nacht mit unermüdlichem Fleiß. Davon war sein Herz und Sinn so voll, dass das was er auch von äußerlichen Dingen sah oder hörte, ihn nur aufs Geistliche führte, dass er auch alsbald davon zu reden Anlass nahm (Joh. 4,10).

Wie nun sein Leben war, so war auch seine Lehre: Wir sollen allezeit wachen und beten (Luk. 18,1). Wir sollen ihm durch Verleugnung und tägliches Kreuz nachfolgen (Matth. 10,24), ohne uns viel um andere zu kümmern (Joh. 21,22). Eins nur sei Not (Luk 10,42). Außer dem hülfe alles dem Menschen nichts, wenn er gleich die ganze Welt gewönne (Matth. 16,26) usw.

Jesus Christus, der treue Hirte unserer Seele, der uns mit seinem teuren Blut ihm zum Eigentum erkauft hat, aber auch, indem er für uns gelitten uns ein Vorbild gegeben hat, dass wir seinen Fußtapfen nachfolgen sollen (1.Petr.2,21), der bewirkte in uns durch seinen Geist, dass auch der Sinn in uns sein möchte, der in Jesus Christus war (Phil. 2,5).Daß wir uns in gründlicher Absterbung ausleeren von aller Kreatur- und Selbstliebe, damit wir die wenigen Tage unserer Wallfahrt in wahrer Enthaltung von aller vergänglichen Lust zubringen. Dass wir der Sünde tot werden und fremd der Welt und uns selbst, ihm aber und der stillen Ewigkeit im Geist bekannt und vertraut. Und dass wir ihm so als Gäste und Fremdlinge mit geschlossenen Augen  n a c h f o l g e n    und mit ihm still fortwandeln möchten durch die Wüste dieser Welt bis in unser wahres und ewiges Vaterland.

Ja, Herr Jesus, bringe uns Verirrte und Verlorene so wieder zu dir (Klagel.5,31), dass wir wieder heimkommen! AMEN.

 

Denke: Gott und du seiest allein in der Welt, so wirst du große Ruhe in deinem Herzen haben.

Thomas von Kempen

Niemand ist uns von Natur weniger bekannt als Gott und wir selbst. Wir bekümmern uns und halten uns auf mit andern, mit fremden und unnötigen Dingen, Gott aber und unsere eigene Seele vergessen wir.

So ganz unvernünftig ist der Mensch durch den traurigen Sündenfall geworden, dass er wie mit seiner Liebe, so auch mit seiner Andacht und Beschäftigung ganz von Gott ab und zu den eitlen und geringen Dingen außer sich hingewandt ist. Ja, diese Torheit und Zerrüttung seiner Sinne geht so weit, dass er infolge der heftigen und steten Anwendung und Beschäftigung mit den nichtigen Dingen außer ihm, die doch zu seiner Besserung und wahren Glückseligkeit nichts beitragen, ja, ihm daran hinderlich und schädlich sind, nicht allein Gott, sondern auch sich selbst, das ist seine Seele und deren Wohlsein, ganz vergisst und versäumt, zu seinem zeitlichen und ewigen Unglück.

Muss man nicht mit Verwunderung sehen, wie so vernünftige Geschöpfe ihre edlen Gemütskräfte so jämmerlich erniedrigen und in die sichtbaren Dinge dieser Welt verwickeln, dass, obwohl sie wissen und gestehen, dass es vergängliche Dinge sind, die man gewiss wird verlassen müssen, sie dennoch durch die Begierde, Lust, Sorge und Überlegungen solcher Eitelkeiten sich so einnehmen lassen, dass sie wie toll und trunken dahintaumeln und sich dünken lassen, als hätten sie etwas Großes ausgerichtet, wenn es ihnen in der Welt nach ihrem Sinn wohl vonstatten geht.

Ein jeder Tor hat seine eigne Puppe und törichte Phantasie. Der eine hat es mit Ehre und Ansehen zu tun, der andere mit Geld und Gütern, ein dritter mit Vergnügen und fleischlichem Wohlleben. Man denkt und redet vom Kaufen und Verkaufen, von Haus und Hof, von Hausrat und Kleidern, von Essen und Trinken und von allerlei, was hier und da passiert, und zwar nicht bloß nach der Notdurft im Vorbeigehen (wie es geschehen sollte), sondern mit ganzem Fleiß, als wenn es recht große und wichtige Dinge wären.

Man hat vom ;Morgen bis in die Nacht Herz, Kopf, Mund und Hände voll äußeren Dingen; nur an Gott und an seiner Seele Zustand denkt man nicht, wenigstens nicht, wie es sein sollte. Man legt mit all seinem Tun sogar an den Tag, dass man solche Betrachtungen nicht für so wichtig und notwendig achte als andere Dinge, weil man sich weder Zeit noch Raum dazu übrig lässt. Ja, bisweilen machen die Menschen sich mit Vorbedacht etwas Überflüssiges oder Eitles zu tun, oder sie suchen lustige Gespräche und Gesellschaften. Und diese und dergleichen Dinge nennt man einen Zeitvertreib. Denn weil die armen Kreaturen das große und allein wichtige Werk und Geschäft nicht kennen, wozu uns dieses kurze Leben gegeben ist, so ist ihnen auch verborgen, wie uns alle Augenblicke dazu so höchst vonnöten sind. Es heißt: man will sich etwas zerstreuen, obwohl leider! das Gemüt schon so jämmerlich zerstreut und abgewandt steht, dass es viel eher hochnötig wäre, sich still hinzusetzen, um einmal alle seine Andacht und Zerstreuung von allem Äußeren zu sammeln und auf die Betrachtung seiner selbst zu richten.

Daher geschieht es denn auch, dass, obgleich die Gnade Gottes sich inwendig mit ihren Züchtigungen anmelden mag, doch die beständige Zerstreuung des Gemüts ins Äußere das Herz nie recht nüchtern werden und zu sich selbst kommen lässt, um einmal mit Bedachtsamkeit und ernstlicher Aufrichtigkeit seiner Seele Zustand vor Gottes Angesicht zu prüfen und sich um das zu bekümmern, was allein in Not und Tod helfen kann. Ach, wie mag solchen armen Geistern wohl zumute sein, wenn sie einstens vor allen ihren Dingen auf ewig die Augen werden schließen müssen, wenn sie durch die harte Todesstimme aufgeweckt, sich einmal besinnen, die Augen auftun und spät erfahren, dass die Welt mit all ihrer Lust wie ein Schatten verschwunden ist und sie von allen ihren groß geachteten Dingen und süßen Träumen nichts mehr haben, als ängstliche und leere Schattenbilder! Und in solcher betrübenden Unsinnigkeit und Blindheit lebt fast die ganze Welt, Große und Kleine, Reiche und Arme, Gelehrte und Ungelehrte.

Auch die Gelehrten dieser Welt,* sage ich, selbst die unter ihnen, die sich auf die Betrachtung geistlicher und göttlicher Dinge vor andern legen wollen, führen sich meistenteils nicht klüger auf und bleiben blind und Gott so fremd und sich selbst ebenso unbekannt wie die übrigen, obwohl all ihr Tun auf Gott und auf der Seelen Heil sich beziehen soll. Wie eitel und unnütz, ja, schädlich, sind nicht ihre meisten Beschäftigungen! Man betrachte nur den unnötigen Umschweif und die erstaunende Zurüstung, die sie machen, ehe sie zur Sache selbst kommen. Es kommt mir ebenso vor, als wenn einer, der nach Rom reisen wollte, sich einbildete, er müsste vorher alle Reisebeschreibungen nicht allein nach Rom, sondern durch alle fünf Teile der Welt durchlesen und von dem allen eine richtige Vorstellung ins Gedächtnis fassen, dabei aber sich niemals auf die Reise begäbe und sich inzwischen doch einbildete, er wäre sehr weit in seiner Reise gefördert, obwohl er nach wie vor still in seinem Hause sitzen bliebe.

Man bringt oft viel Gutes in den Kopf, aber nicht ins Herz und in die Ausübung. Es ist eben, als wenn es die Menschen selbst nicht anginge und sie es nur wissen und davon reden müssten. Deshalb kommt man bei all dem Arbeiten, Forschen, Disputieren und Betrachten von geistlichen Dingen nicht zu sich selbst und viel weniger zu Gott. Sondern man läuft immer auswärts, um sich und die Sache selbst von außen herum. So wird im Gegenteil der Sinn durch die vielfältige und heftige Wirksamkeit der Vernunft und stete Zerstreuung des Gemüts immer mehr nach außen gewandt, zerrissen und in Eigendünkel gebracht, wodurch man dann nur immer ungeschickter wird, auf sein eigenes Herz und auf Gott und dessen innere Gnadenwirkungen acht zugeben. Sie machen einen großen Lärm und zanken um die Schale, während indessen Einfältige mit dem Kern still dahingehen. Nichtsdestoweniger meinen solche Leute, sie führten sich vor andern recht klug auf und hätten ihre Zeit und Kräfte auf diese Art wohl angewandt. Aber ach, wenn man in der Stille und vor Gottes Angesicht diese ihre wichtigen und ernstlichen Studien und Beschäftigungen ansieht, was ist doch anderes als Eitelkeit der Eitelkeiten und eine Verzehrung des Geistes, weil es zur wahren Heiligung und Gemeinschaft mit Gott nichts helfen kann!

Es lacht der Höchste zu all dem künstlichen Bilderwerk der Klugen dieser Welt. Und sie selbst werden einst, wenn der Tod und das Gericht sie heißen wird zu sich selbst kommen, mit Reue und Scham ihre große Torheit beklagen, dass sie die kostbare Zeit ihres kurzen Lebens mit so vielen unnötigen und oft kindischen Dingen zugebracht und ihre edlen Gemütskräfte damit geplagt und verderbt haben, die uns doch von Gott für höhere Zwecke gegeben sind. Wollte Gott, dass sie nun noch weise würden und mit Reue wieder zu vergessen suchten, was sie mit so viel Zeitverlust gelernt haben, um nichts zu wissen als

 C h r i s t u m   den G e k r e u z i g t e n.

 

 

Doch, damit wir ein wenig näher kommen. Wie sind nicht auch größtenteils selbst berufene Seelen Gott und ihrem eigenen Herzen so fremd und so fern! Wie schlecht halten wir Wacht über unser Herz! Wie wenig bleiben wir daheim, um mit Gott und mit uns selbst zu verkehren, und mit Dahinten lassen alles andern daraus unser einziges und stetes Hauptwerk zu machen. O, Schade, dass wir uns durch des Feindes List so vielfältig und leicht diesem unserem Hauptwerk auf andere Umstände und Nebendinge von Gott und von unserm Inwendigen ins Äußere und auf andere locken und zerstreuen lassen.

Wie lassen wir oft Sinne und Gedanken herumschweifen und unnötige, ich will nicht sagen auf eitle und böse Dinge Wie vertiefen und verwickeln wir oft unsern Sinn in die äußeren Dinge dieses Lebens! Wie vorwitzig sind wir, zu hören und zu reden, was hier und da geschieht, was dieser oder jener tut und spricht, was uns doch meistenteils nichts angeht oder keinen Nutzen bringen kann. Wie betrübend ist nicht die schädliche Gewohnheit, dass gut meinende Gemüter bei ihrem Zusammenkommen so leicht und viel von anderen reden und richten.

Was kann aus diesem allem anderes entspringen als Unruhe, Verdunklung und Erkaltung des Herzens, Zerstreuung, Unehrerbietung und Entfremdung von Gott und unserem Inwendigen! Ach, ich fürchte, dass mancher Gott und sich selbst so unbekannt ist, dass er er wegen solcher Leichtsinnigkeit besser weiß, was hundert andere machen, als was in seinem eigenen Herzen vorgeht und von Gott darin gewirkt wird.

O wie so ungern wollen wir zu uns selber kommen! Hat mancher ein Lichtlein von Gott bekommen, dass er das allgemeine Verderben in sich und in anderen ein wenig erblickt oder sonst eine Einsicht von dieser oder jener Wahrheit hat, flugs ist die listige Schlange da und führt den Sinn von sich selber ab auswärts auf andere, dass man alsdann das Licht und die Gnade, die nur zu Erkenntnis und Besserung seiner selbst gegeben war, dazu anwendet, auf a n d e r e zu sehen und sich selbst zu vergessen, andere zu beurteilen, wieder andere zu eifern, andere bessern und bekehren wollen, während man inwendig in seinem eigenen Elend und Verderben liegen bleibt – und dies meist unwissend. Denn weil man so scharf und genau alles in andern sehen und richten kann, so scheint es als hätte man selber so große Gefahr nicht. Dabei hat man auch manchen scheinbaren Vorwand: man müsse sein Licht leuchten lassen und sein Pfund anlegen; man eifere für die Ehre Gottes und wäre verpflichtet, die Sünde zu bestrafen, merkt aber nicht des Feindes Absicht dabei, wie er nur das Gemüt herauslocken und in Unruhe und Zerstreuung zu verflechten sucht.

Andere wieder, die es recht gut machen wollen, nehmen allerlei äußerliche Mittel und leibliche Übungen zur Hand: sie beten, sie hören, sie lesen, sie betrachten, sie wohnen guten Gesellschaften bei und dergleichen, was alles gut und nützlich wäre, wenn nur solche Übungen auf die gehörige Weise und zum rechten Endzweck gebraucht würden. Allein da fällt mancher so stark auf solche  M i t t e l  , dass er des Endes darüber vergisst oder gar versäumt.

 

Obwohl Gott solche gute Handleitungen deshalb gegeben und angeordnet hat, dass wir dadurch von der Zerstreuung unseres Sinnes im Äußern zu uns selbst, zu unserem Inwendigen und zu seinem wahren Dienst im  G e i s t   und in der   W a h r h e i t   gebracht werden sollten, so werden sie manchem recht zu einem Aufenthalt, indem er an solchen Handleitungen hangen bleibt, so dass seine Sinne dadurch in immerwährender Zerstreuung gehalten und die Gnadenkräfte erschöpft werden. Wie wäre es sonst möglich, dass Gemüter, deren Sinne und Vernunft fast in einem fortwährenden Treiben und Wirken sind, zur gründlichen Erkenntnis ihrer selbst im Gebet nicht einmal zur rechten Stille und Sammlung des Herzens zu gelangen trachten, sondern nur immer soviel zu wirken und Gott zu sagen und zu klagen haben, dass dem Herrn – um so zu reden – weder Zeit noch Raum übrig bleibt, ihnen wieder ein Wörtlein zuzusprechen (Ich will hören, was Gott redet; Ps. 85,9).

Noch ein anderer Griff des Tausenddünklers, um gute Gemüter in dem einzig Nötigen zu hindern und aufzuhalten, ist, wenn er sie in übermäßige Wirksamkeit, in Forschen und Spekulieren der vorwitzigen Vernunft führt, wo man dann oft auf allerlei unnötige Streitfragen, auf äußere Umstände und Nebendinge, auf Spitzfindigkeiten der Vernunft oder auf diese oder jene Meinungen gerät. Man will oft ohne göttlichen Ruf und Erleuchtung die tiefsten Geheimnisse mit seiner Vernunft ergründen und verstehen: und mag wohl mancher wunder denken von seinem Licht und Fortgang, wenn er etwas Neues erfunden oder angenommen hat, wodurch doch seine Seele nicht gebessert und wonach der an jenem Tage nicht gefragt werden wird. Auf solche Dinge legt sich mancher mit aller Aufmerksamkeit und verschwendet so unvermerkt seine Kraft und kostbare Gnadenzeit. Denn weil alles aufs Geistliche zu zielen scheint, so merkt man den Schaden nicht, wozu noch kommt, dass auch die Vernunft ihre Lust und ihr Leben in solchen Beschäftigungen findet und dies der Natur weit leichter fällt, als in Kreuz und Verleugnung aller Dinge dem Heilande J e s u  nachzufolgen.

Wo wird dieser auf eine gröbere und jener auf eine mehr verborgene Weise in der Zerstreuung Vielgeschäftigkeit und Verwirrung gehalten, obgleich man es oft von sich selbst nicht denkt und auch bei andern wohl gar für fromm gelten mag. Der Allerhöchste weiß es, wie rar die Seelen sind, die recht nüchtern werden und zu sich selbst kommen, die ihr Herz und ihre Andacht von all dem , was außer ihnen ist und geschieht, abzuwenden trachten, um nur mit Gott im Geist zu wandeln und mit ihm eins zu werden. Daher kommt es denn auch, dass die meisten erweckten Seelen entweder in einer kaltsinnigen Sicherheit oder in einem scheinbaren Eifer und äußeren Frömmigkeit oder aber in immerwährendem Klagen und Jammern ohne wahren Fortgang in der Heiligung dahinleben, und anstatt der vergnügten Freiheit und es tiefen Friedens in der Gemeinschaft mit Gott, inwendig mit vielen Banden beschwert bleiben. Ja, es ist kein Wunder, dass manche auf ihrem Kranken- und Totenbette Gott und die Ewigkeit so fremd, dunkel und schreckhaft vor sich sehen, weil der Sinn so sehr ausgewandt steht und sie sich so wenig angewöhnt haben, mit Gott und mit der Ewigkeit recht bekannt zu werden. O der jämmerlichen Blindheit und Verwirrung der Kinder Adams
 

Glückselig aber und recht weise sind die, die sich von ganzem Herzen nur in dem einzig Nötigen üben und, ohne viel Umschweife zu machen oder sich mit andern aufzuhalten, hier so zu leben trachten, als wenn sie mit Gott allein in der Welt wären.

Dies ist der kürzeste und leichteste Weg, zu einer gründlichen und beständigen Heiligkeit und Ruhe des Gemüts zu gelangen.

Damit ich aber, indem ich dies schreibe und die Traurige Versäumung dieser schönen Übung an andern erkenne, mich nicht selbst vergesse und ebenso töricht zu Werk gehe, so wende ich mich zu meiner eigenen Seele und will  m i r  s e l b s t   noch einige Ermahnungen geben, wie ich mit dem Herrn künftig durch seinen Beistand zu wandeln verlange. Indes würde es mir lieb sein, wenn auch ein jeder Leser sie also ansähe und gebrauchte, als wenn sie ihn für seine Person allein angingen, wobei es uns allen gewisslich wohl gehen wird. All dies aber einzig um Christi Willen!

 

 

Wohlan denn, o meine Seele – und du, der du dieses liest -, sage auf ewig Gute Nacht allen Eitelkeiten dieser Welt, die über ein kleines wie ein Traum verschwinden.

Alles, was dir die Welt anbieten kann, ist nicht eines einzigen Anblickes deiner Augen wert.

Was hatte jener reiche Mann von aller seiner Pracht und Lust? Und was würde es sein, wenn du dreißig oder vierzig Jahre der Welt Freunde oder Herrlichkeit genossen hättest?

Eitelkeit der Eitelkeiten! Was dir gebricht, suchst du vergeblich  a u ß e r  dir.

 I n w e n d i g in deinem Herzen, da ist dein wahres Gut, deine Herrlichkeit und Seligkeit zu finden.

Verschließe dein Herz und deine Sinne allem dem, das außer dir ist und geschieht; es sind alles fremde Dinge, die dich nicht angehen.

Nimm dich aller äußern Dinge nicht sonderlich an. Was dir auf deiner Reise zur Ewigkeit nicht förderlich sein kann, laß dir auch nicht hinderlich sein.

Gehe durch alles unberührt hindurch als ein rechtschaffener Pilger und Fremdling, dessen Herz, Gedanken und ganzer Wandel im  H i m m e l  ist.

Trachte inwendig, wie ein unschuldiges Kindlein zu werden, das alles gut sein und alle Welt machen und reden lässt, auch von ihm und in seiner Gegenwart, was sie will, ohne darauf zu merken oder sich`s anfechten zu lassen.

Lass dich durch die Zucht des Geistes recht in dich selbst sammeln; und gewöhne dich  i n  d i r  zu  l e b e n und zu wohnen, wie du von Natur geneigt bist,  a u ß e r  dir zu leben und zu schweben.

Dein stetes Werk sei, bei dir selbst zu bleiben und mit dem Herrn im Verborgenen deines Geistes so zu wandeln, als du nur mit ihm allein in der Welt wärest.

Zu dem Ziele ist dein Heiland Jesus in diese Fremdlingschaft gekommen, dass er dir wieder heraushelfen und dich zu Gott und dessen Gemeinschaft heimführen möchte.

Er hat hier aber nichts eigenes gehabt:: er passierte nur durch. Gleichwie er ausgegangen war vom Vater und gekommen in diese Welt, so eilte er auch, die Welt wieder zu verlassen und hinzugehen zum Vater (Joh. 16,28). Also folge du

ihm.


Durch sein Blut hat er dich Fluchwürdigen wieder mit Gott versöhnt, sein Vaterherz dir eröffnet und steht nun vor deinem Herzen und bittet (2.Kor.5,20) durch tausend Werbungen, du möchtest dich nun auch mit Gott versöhnen lassen und diesen besten Freund in dein Herz aufnehmen.

So ernst und so herzlich sucht der Heiland dich und deine Freundschaft, dass er eben zu dem Zweck  f ü r   d i c h  gestorben ist, damit du im Wachen und Schlafen recht mit ihm zusammen leben möchtest (1. Thess.5,10).

Dies fasse du denn doch im einfältigen Glauben und halte Gott als deinen vertrauten, geheimen Seelenfreund, dessen Lust ist in solchen Menschenkindern, der mit dir im Geiste gern zu verkehren und Gemeinschaft haben will.

Dieser dein Gott schaut dich an und denkt an dich unaufhörlich; so lass denn deine innigen Herzensgedanken auch zu ihm gerichtet und nicht mit Willen in Sinne und Kreatur ausschweifen.

Bedenke, dass all dein Gut und dein bester Freund bei dir drinnen sei und sich mit dir unterreden will: Warum wolltest du dann auslaufen und ihn allein lassen?

Ach, wer sollte um eines solchen Gottes willen nicht gern die Welt und alle Kreaturen vergessen!

Lass es dir sein, als wenn du in der Gesellschaft eines guten und lieben Freundes durch ein fremdes Land und eine wüste Einöde reisest.

Aus herzlicher Liebe zu diesem deinem trauten Seelenfreund tue alles und leide alles und nimm alles an, was dir in dieser Welt begegnet, das Kleine sowohl als das Große.

Um seiner Liebe willen verleugne dich selbst und stirb ab allen Lüsten deines Fleisches und deiner Sinne, deiner vorwitzigen, geschäftigen und selbstklugen Vernunft, wie auch dem verborgenen Hangen und der falschen Lust an allen Dingen außer Gott.

Lass dir doch keine Lust noch Sünde so lieb sein und kein Ding so fest am Herzen sitzen, dass du es um eines solchen Gottes willen nicht alsbald und willig drangeben wolltest.

Andere mögen reich und herrlich, geehrt und gelehrt sein, in Lust, Bequemlichkeit und Freude leben. Der eine mag in diesem , der andere in jenem seine Ergötzung und seinen Trost suchen, lass dir Gott allein genug sein.

Was anderen ein vergängliches Ding und eine dürftige Kreatur ist: alles das will dir er unveränderliche allgenugsame Gott in deinem Herzen werden.

Um seiner Liebe willen verleugne in allem deinen eigenen Willen, deine Selbstliebe und Selbstgefälligkeit: kurz, verleugne  d i c h  s e l b s t, wo du dich  s e l b s t  findest.

Und ach! Wie viel wirst du nicht von diesem Selbst finden, wenn du in Abgeschiedenheit nahe bei dir selbst und nahe bei Gott zu bleiben dich gewöhnst.

Mache nicht zu viel Wesens von deinem Leibe: er ist nichtig, eine Speise den Würmern. Er ist verdorben, voller böser Regungen und Begierden, was den Geist oft sehr verdunkelt und beschwert.

Du musst deinen Körper so ansehen und dich gegen ihn so fremd halten, wie ein Herr gegen seinen Knecht tut.

Regiere deinen Leib mit Verstand und gib ihm nicht mehr, als sich´s gebührt.

Wer in der Pflege seines Leibes zu zärtlich ist und so mancherlei zu seiner Bequemlichkeit sucht, wird nimmer gesammelt und geistlich werden.

Mache nicht gleich viel Wesens davon, wenn dir etwas Ungemach oder Leiden oder Widerwärtigkeiten zustößt.

 

Trachte durch Gottes Gnade alle aus- und inwendigen Leiden heimlich, geduldig und sanft zu tragen aus Liebe zu deinem J e s u s.

Ja, umfasse das Kreuz und allerlei Widerwärtigkeiten und liebe sie von Herzen: denn nichts hilft dir mehr, deiner Eigenheit zu sterben, wie auch von allem gelöst zu werden und Gott recht nahe zu kommen, als das Leiden.

A u f   d i e s e  Weise der Welt und dir selbst absterben und so mit Gott im Verborgenen leben: das heißt  J e s u  n a c h f o l g e n .  Darin besteht der Kern und das Wesen des Christentums.

Dies muss dein allein wichtiges, dein einziges und alltägliches Geschäft hier auf Erden sein. Dies muss dein einziger Hauptzweck sein, den du bei allem stets im Auge haben und wozu du alles andere richten musst.

In diesem Hauptwerk übe dich einfältig und ohne großen Umschweif und Zurüstung zu machen.

Nimm an und gebrauche alles (wie gering es auch sein mag), was dir darin behilflich sein kann, mit Demut und Dankbarkeit.

Verwickle dich aber in nichts, binde dich an nichts, bleibe bei nichts stillstehen, als bei der Ausübung dieses Hauptwerks.

Lass Martha sich mit weitläufigen und vielen Dingen beunruhigen; es ist doch nur dieses  E i n e  n ö t i g   und dies  E i n e  beständig, das allein in Not und Tod helfen und vergnügen kann, wenn dir alles andere genommen werden wird.

Richte alles gerade zu auf dies E i n e .

Was du von der Gottseligkeit erkennst, hörst oder liest, das bringe sogleich aus dem Kopf ins Herz; das heißt: trachte es nur dir selbst alsbald zunutze zu machen, dass du für deine Person es auszuüben suchst oder sonst dadurch erweckt und gestärkt werdest, nicht aber, dass du es nur wissen oder bei andern davon schwätzen könntest.

Ja, was dir auch sonst inwendig oder auswendig in der Welt begegnen mag, nimm alles einfältig vom Herrn an. Und ohne auf Umstände oder Menschen zu sehen, trachte du nur in allem und durch alles in deinem Hauptwerk gefördert zu werden, nämlich in der Erkenntnis und Absterbung deiner selbst und in der Gemeinschaft mit Gott.

Mache nicht viel Wesens und Prahlens mit deiner Frömmigkeit, mit deinen Verleugnungen, mit deinen innern Empfindungen oder Erfahrungen:  d e i n G e h e i m n i s  l a ß  zwischen Gott und deiner Seele bleiben.

Lass es dir genug sein, dass Gott wisse, was in dir ist. Denn es ist meistens schon zu viel, dass wir selber unser Gutes wissen, das oft nicht mehr gut bleibt, wenn wir es selbst in uns sehen können.

Wer in stiller Wahrnehmung seines Herzens mit Gott im Verborgenen lebt, stirbt tausend Tode und genießt oft unaussprechliche Vergnügungen und Seligkeiten, ohne viel Geräusch zu machen.

Suche nicht gesehen und bekannt zu werden bei andern.

Trachte, so viel dein Stand und Beruf es zulässt, als ein vergessener Bürger (oder vielmehr Fremdling) in dieser Welt zu leben, von dem man nicht viel weiß, hört und redet, und der auch nichts zu wissen und zu hören begehrt, als nur seinen Gott, und mit keinem  l i e b e r und  m e h r  r e d e t, als mit seinem Gott.


Fürchte dich, wenn du bekannt und gelobt wirst; freue dich hingegen, wenn du vergessen und verachtest wirst. Denn dadurch wird dir der Weg zu viel Gefahr und Zerstreuungen verlegt, und du bekommst so viel mehr Zeit und Gelegenheit, in dir selbst zu bleiben und allein mit Gott zu wandeln.

Trachte du nur, inwendig wohl mit Gott zu stehen. Alsdann ist wenig daran gelegen, wie es sonst geht und was andere von dir reden und denken.

Ohne Not habe nicht viel Umgang mit den Menschen dieser Welt. Wenn du aber bei ihnen bist und sein musst, so trachte, dich inwendig so zu halten, als wenn du nur mit Gott allein wärest.

Mache dich mit sehr wenigen vertraut, und zwar nur mit solchen, die du bewährt erfunden hast, dass sie dir zur Stärkung, Erweckung und Beförderung in deinem Hauptwerk dienlich sind, damit du nicht (auch unter gutem Schein) vor Gott und von deinem Inwendigen herausgelockt werdest und dir von deinen Freunden deine wenige kostbare Zeit nicht gestohlen werde.

Habe nur deinen Umgang mit Gott und mit dir selber allein.

Brich gern deinen Willen, um dem Gutbefinden eines anderen zu folgen, wenn es nicht wider Gott ist. Ach, es ist viel leichter, viel ruhiger und nützlicher, zu gehorchen, als zu befehlen.

Wenn es dein Stand und Beruf nicht erfordert, so halte dich nicht damit auf, anderer Menschen Tun und Wesen zu beobachten und beurteilen.

Wer alles Unrechte in der Welt recht haben und bessern will, der verwickelt sich nur in viel Unruhe und Zerstreuung und bringt oft weder sich selbst noch andern Nutzen.   H a b e   a c h t  auf dich selbst.

O wie ruhig kann doch eine Seele leben, die nicht nötig hat, viel auf andere zu sehen und an andere zu denken.

Übrigens  l i  e b e  a l l e Menschen, sei gegen alle freundlich, und tue jedermann Gutes, nach deinem äußern und inneren Vermögen. Bleibe aber dabei in heiliger Furcht und inwendiger Abgeschiedenheit, damit du in keine Zerstreuung gerätst und in Weitschweifigkeiten verflochten werdest.

Liebe insonderheit alle Frommen und achte sie alle – auch den allergeringsten – in aller Aufrichtigkeit besser als dich selbst.

Liebe die Wahrheit und das Gute, und danke Gott dafür, wo du es auch finden magst, halte dich aber bei andern nicht auf, sondern tracht du auch  s e l b s t  gut zu werden.

Liebe auch die, die nicht in allem so wandeln,  w i e  d u  tust. Lass du einen jeden seinen Weg gehen; was geht es dich an?  F o l g e   d u   J e s u  n a c h !

Denke nichts Arges wider deinen Bruder; richte nicht, eifere nicht, deute alles zum Besten.

Kannst du seine offenbaren Fehler verbessern, so tue es mit heiliger Furcht und Sanftmut; und kehre alsbald wieder in Demut zu dir selber, in dein eigenes Herz.

Dies allein, o Seele, muss dir ein solcher Ernst und so wichtig sein, dass du dich mit ganzem Herzen darauf legst.

Hierin übe dich vom Morgen bis zum Abend und lass es dir inwendig ebenso sein, als wenn du sonst nichts in der Welt zu verrichten hättest.

Halte dich mit nichts Fremdem und Unnötigem auf. Wer sein eigen Herz recht bewahren und in beständiger Selbstverleugnung  J e s u  n a c h f o l g e n will, der findet so viel zu tun und zu leiden, dass ihm keine Zeit übrig bleibt, sich in andere Dinge einzulassen.

 

Was du sonst äußerlich zu verrichten hast, tue so viel dir möglich ist ohne Begierde, Sorge und Bekümmernis.

Tue es alles, nur um des Herrn Willen in Demut zu vollbringen, so tust du es dem Herrn, und es wird dir an dem einzig Nötigen nicht schaden können.

Lass deinen Sinn und deine Andacht nicht zu viel und mehr als nötig ist auf dein äußeres Werk gerichtet sein, damit du in einem stillen Wesen arbeiten und zugleich dein Herz bewahren und beim Herrn bleiben kannst.

Ach, wie eitel und nichtig ist sonst alles, was in dieser Welt außer Gott gewirkt wird! Und welchen Trost und Nutzen wirst du von aller deiner Arbeit haben in der Stunde deines Todes?

Ja, was sollte dich auch sonst trösten in allen Mühseligkeiten dieses Lebens, wenn du nicht trachtest, allezeit und in allem Gott zum Freunde zu haben?

B a l d  gehst du von hinnen.

Von all dem, was du hast und siehst in dieser Welt, kannst du nichts mitnehmen: alle Menschen verlassen dich, und du verlässest alle Menschen. Dann wirst du mit Gott allein deine Sachen ausmachen müssen.

Deshalb übe dich von nun an in dem einzigen: alles zu verlassen, was du alsdann verlassen musst.

Handle und wandle mit Gott von nun an gleichsam als unter vier Augen.

O wohl dem, der so in stiller Abgeschiedenheit mit seinem Gott lebt und nur mit ihm und der Ewigkeit bekannt zu werden trachtet. Dem wird der Tod nicht kommen wie ein Dieb in der Nacht; er braucht auch nicht zu erschrecken, vor Gottes Angesicht zu erscheinen. – Denn, wie er hier dem Herrn gelebt hat, so wird er auch dem Herrn sterben, und wie sein Leben mit Christo in Gott verborgen gewesen ist, so wird er, wenn Christus, der sein Leben ist, offenbar werden wird, auch mit ihm offenbar werden in der Herrlichkeit (Kol 3,3-4).

 

 

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© Siegfried Martin