Geistliches Blumen-Gärtlein inniger Seelen
von Gerhard Tersteegen
Von der 1. Auflage (1729) bis zur 7. Auflage (1768) wuchs diese Sammlung von "geistlichen Blüten" inwendiger Lebenserfahrungen stetig. In seinem Vorbericht wendet sich G.T. an den "Gott-suchenden
und Gott-liebenden" Leser.
Im Jahr 2001 hat der im Jahr 2008 verstorbene Tersteegen-Kenner Dr. Ulrich Bister, Herborn, eine Faksimile-Ausgabe der 7. Auflage von 1768, die G. Tersteegen noch selbst bearbeitet hat,
herausgegeben.
Die Faksimile-Ausgabe erhalten Sie hier.
Geistliches Blumen-Gärtlein
https://sepher.de/produkt-kategorie/kirchengeschichtefaksimile/
Mit einem Gedicht beginnt die 7. Auflage:
Die Blümlein stehen hier gepflanzet aufs Papier:
Gott wolle selbst sie mahlen, begießen und bestrahlen;
das Herz sei deine Erd, und jedes Blümlein werd` zur Wahrheit, Kraft und Wesen,
in allen die sie lesen.
Inhalt :
1. Büchlein: 606 kurze und erbauliche Schluß-Reime, eine Blütensammlung im engeren Sinn, die dem Büchlein seinen Namen gab.
2. Büchlein: 120 gereimte Betrachtungen zu den vier großen Propheten, sowie 16 Sprüchlein von der "Kraft der Erhöhung Christi" und im Vorwort dazu "über das Lesen, Verstehen und Auslegen der heiligen Schrift.
3. Büchlein:122 geistliche Lieder und Andachten s. Liedregister Tersteegen
4. Büchlein:412 Denksprüche der "Frommen Lotterie" als geistliche Alternative zum verpönten Lotteriespiel. "Das ist der Frommen Lotterie, wobei man kann verlieren nie, das Nichts darin ist all so groß, als wann dir fiel das beste Los." Diese Sprüche waren z. B. Gesprächsimpulse in hauskreisähnlichen Gemeinschaften.
Sprüche und Gedichte: einige Beispiele
Wenn du in Eigenheit suchst immer heimlich dich,
Wirst du im Finstern stets in Angst und Unruh schweben;
Doch wenn dein Einfaltsaug Gott meinet lauterlich,
So kannst du frei im Geist und still im Lichte leben.
Wie süß ist´s, wenn Gedanken, Glieder, Sinnen,
Affekte, Wille und Begierden stille sind,
Wenn alles schweigt, von außen und von innen,
Und man im heitern Grund Gott gegenwärtig find´t!
Verzage nicht, o Seel, in Kreuz- und Leidenswegen;
Wenn´s Gold im Feuer ist, so ist der Schmelzer nah:
Die liebsten Kinder will der Herr am meisten fegen;
Der Weg zum Himmelreich geht über Golgatha.
Ich wählte vormals Ort und Zeit
Zum Beten und zur Einsamkeit;
Nun bet ich stets im stillen Sinn,
Nun bin ich einsam, wo ich bin.
Viele Worte sind ein Zeichen meist
Von einem noch zerstreuten Geist;
Wer Gott kommt nah, der lernet schweigen
Und sich in stiller Ehrfurcht beugen.
Wenn man dich plagt, so segne doch,
Wenn man dich haßt, so liebe noch:
Es kann ein guter Mensch auf Erden
Durch böse Menschen besser werden.
Wo du nach deinem Sinn, wie gut er scheint, willst leben,
So kann die Einsamkeit dir keine Stille geben:
Wer sich von sich entfernt, kann allezeit allein
Vergnügt und ungestört auch selbst bei Menschen sein.
Gut´s lesen nutzt oft viel, Gut´s schreiben ist auch gut,
Doch sind es Bilder nur, bis man´s erfährt und tut.
Ich laß die Bilder da und mich ins Wesen wende
Mein Leser, tu es auch. Dies ist des Lesens Ende.
siehe auch: "Geistliche Blüten für die Woche"